Erzbischof Robert Zollitsch vor der dritten Sitzung des Runden Tisches zum Thema Heimkinder

"Größtmögliche Transparenz" bei Missbrauch in Heimen

Vor der dritten Sitzung des Runden Tisches zum Thema Heimkinder hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, den Willen zur Aufklärung früherer Missstände in kirchlichen Heimen bekräftigt. Die katholische Kirche setze sich "mit aller Kraft für größtmögliche Transparenz ein bezüglich der Heimerziehung in der Nachkriegszeit", schreibt der Freiburger Erzbischof in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

 (DR)

Zollitsch kündigte an, er wolle sich mit Opfern zu einem persönlichen Gespräch treffen. Der vom Bundestag eingesetzte "Runde Tisch Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren" tagt am Montag und Dienstag in Berlin.

In der Nachkriegszeit "gab es - neben Mitarbeitern, die den Auftrag der Nächstenliebe erfüllt haben - auch solche, die ihre Pflichten verletzt haben oder schuldig geworden sind", so Zollitsch. "Diese Erkenntnis ist für uns schmerzvoll". Allerdings deute einiges darauf hin, dass die Zahl schwerer Missbrauchsfälle "im katholischen Umfeld eher gering" sei und im "unteren dreistelligen Bereich" liege.

Nach Angaben des Freiburger Erzbischofs haben die Bischöfe katholische Einrichtungen wiederholt dazu angehalten, frühere Heimkinder bei der Aufklärung ihrer Lebensgeschichte zu unterstützen, etwa durch die Öffnung von Unterlagen. Erst kürzlich sei dazu ein erneutes Schreiben an die Träger gegangen. Zudem finanziere die Bischofskonferenz ein Forschungsprojekt mit, dass Vergehen gegen Heimkinder in kirchlichen Einrichtungen untersucht.

Der Runde Tisch hatte sich Mitte Februar konstituiert. Seitdem forderte der Verein ehemaliger Heimkinder (VEH) wiederholt Staat und Kirchen zu Entschädigungszahlungen auf. Am Wochenende brachte er erneut eine Summe von 25 Milliarden Euro ins Gespräch. Das Gremium besteht aus 20 Personen, darunter 3 Mitglieder des Vereins ehemaliger Heimkinder und je ein Vertreter der großen Kirchen sowie von Caritas und Diakonie, die Träger vieler Heime waren.