Katholische Nachrichten-Agentur (KNA): Erzbischof Schick, was erhoffen Sie sich von der Weltklimakonferenz in Bonn?
Erzbischof Ludwig Schick (Erzbischof von Bamberg und Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz): Ich hoffe sehr, dass das, was in Paris vereinbart wurde, jetzt auch umgesetzt wird und die einzelnen Länder sich auf konkrete Maßnahmen für den Umweltschutz einlassen.
KNA: Was glauben Sie: Wird das schwieriger durch den von US-Präsident Donald Trump angekündigten Ausstieg seines Landes aus dem Abkommen?
Schick: Ich antworte mit einem klaren "Jein". Ich glaube nicht, dass die Position von Trump die Weiterführung von Paris verhindern kann, aber bremsen wird es sie schon ein Stück. Allerdings: Selbst in Amerika findet Trump nicht überall Zustimmung.
KNA: Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland, etwa in Teilen der AfD, gibt es sogenannte Klimaskeptiker, die trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse den Einfluss des Menschen auf den Treibhauseffekt infrage stellen. Was sagen sie denen?
Schick: Der Dialog ist die Voraussetzung, um überhaupt eine Zukunft gestalten zu können. Wir müssen auch mit Klimaskeptikern reden und sie einbeziehen. Ich denke, dass das zumindest bei einigen gelingen wird. Aber es wird auch welche geben, die nicht zu überzeugen sind.
KNA: In vielen Ländern ist der Klimawandel längst Realität. Sie kommen als Weltkirche-Beauftrager der Bischofskonferenz viel herum. Wo ist Ihnen ein besonders eindrückliches Beispiel für die Folgen des Klimawandels begegnet?
Schick: In den vergangenen Jahren bin ich vor allen Dingen in der Sahelzone unterwegs gewesen. Dort sieht man, wie die Wüste sich immer mehr ausbreitet. Da, wo noch vor zehn Jahren Lebensmöglichkeiten waren, weil man Getreide anbauen oder Viehherden züchten konnte, ist jetzt schlicht nichts mehr möglich. Das ist übrigens auch ein Grund für Migrationsbewegungen, die sich bis zu uns hin auswirken.
KNA: Eine persönliche Frage zum Schluss - was tut ein Erzbischof fürs Klima?
Schick: Im Bischofshaus achten wir beispielsweise darauf, wenigstens zweimal die Woche kein Fleisch zu essen. Ich fahre in Bamberg, wenn es nicht weiter als 50 Kilometer geht, mit einem E-Auto. Der übrige Fuhrpark besteht aus Autos mit der niedrigsten Schadstoffklasse. Wenn es geht, nutze ich öffentliche Verkehrsmittel, wenn ich reisen muss, am besten den Zug. Aber mir liegt noch etwas anderes am Herzen.
KNA: Nämlich?
Schick: Dass ich immer wieder mit und zu den Menschen rede, egal ob bei der Predigt im Gottesdienst oder auf Konferenzen. Die Politik allein wird es nicht richten können, die Wissenschaft auch nicht. Wir brauchen einen Mentalitätswandel. Und da sehe ich für mich als Verkündiger, als Katechet, der in die öffentliche Debatte hineinwirken kann, eine wichtige Aufgabe.