Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hat vor einer Spaltung der Gesellschaft durch den Brexit gewarnt. Die Kombination aus Brexit und dem harten Sparkurs der Regierung würde zu einer Spaltung des Landes führen. Der Sparkurs "zerdrücke die Schwachen, Kranken und andere", heißt es in einem Beitrag des anglikanischen Primas in der Zeitung "Mail on Sunday".
Das Ende der Mitgliedschaft in der Europäischen Union sei eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen seit Ende des Zweiten Weltkrieges, fügte Welby hinzu. Er kritisierte die Wohnungspolitik der Regierung, den Zustand des Gesundheitssystems und die Bildungsmisere.
Aufforderung an die Regierung
Welby forderte die britische Regierung auf, endlich die Wohnungsnot zu bekämpfen: "Wir müssen ordentliche Häuser bauen und wir brauchen eine Wohnungspolitik, in der es darum geht, Gemeinschaften zu schaffen, nicht nur die Gebäude." Britische Beobachter bezeichneten Welbys Appell als eine der stärksten politischen Eingriffe eines Kirchenoberen in Großbritannien seit Jahrzehnten.
Welby, der vor dem Referendum den Verbleib in der EU unterstützt hatte, schrieb, der Brexit habe das Land gespalten. Er appellierte an britische Werte wie Solidarität, Mut, Ehrgeiz, Widerstandsfähigkeit und die Sorge um andere. Er forderte die Briten auf, sich gegenüber Einwanderern großzügig zu zeigen und sich um einander zu kümmern.
Debatte um den Status von EU-Bürgern
"Fremde in unserem Land willkommen zu heißen und sie in unsere Kultur zu integrieren ist wichtig", mahnte er. In Großbritannien tobt zur Zeit eine Debatte um den Status von EU-Bürgern nach dem Brexit und die Einwanderungsregeln während einer möglichen Übergangsphase nach dem Austritt des Landes aus der EU. Welby ist das geistliche Oberhaupt der Kirche von England und Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltkirche mit rund 85 Millionen Christinnen und Christen.