Das kündigte Hoser, der auch Erzbischof von Warschau-Praga ist, am Wochenende im Interview der polnischen katholischen Nachrichtenagentur KAI an.
Hoser wird demnach Ende März nach Bosnien-Herzegowina reisen. Dort seien unter anderem Treffen mit dem Apostolischen Nuntius des Landes, Erzbischof Luigo Pezzuto, dem Erzbischof von Sarajevo, Vinko Puljic sowie dem Bischof von Mostar-Duvno, Ratko Peric, vorgesehen. Es sei auch möglich, dass es zu Gesprächen "mit allen Bischöfen" komme, so Hoser.
Vor Ort ein Bild machen
Anschließend will der Sonderdelegat sich ein Bild vor Ort machen. In Medjugorje seien Gespräche mit den örtlichen Franziskanerpatres geplant, nicht jedoch mit den angeblichen Sehern. "Ich werde versuchen, mir die seelsorgerische Tätigkeit anzuschauen, alle Beurteilungen zu hören, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen", so Hoser. Der finale Medjugorje-Bericht sei für Juni zu erwarten.
Hoser sagte, er sei noch nie in Medjugorje gewesen, "aber viele Menschen aus meiner Diözese pilgern dorthin". Er fahre unbelastet nach Bosnien; "alles wird vom Verlauf und von der Situation abhängen".
Phänomen der Marienerscheinungen
Vergangene Woche hatte der für den Wallfahrtsort zuständige Bischof von Mostar-Duvno, Ratko Peric, das Phänomen der Marienerscheinungen angezweifelt. "Es handelt sich nicht um authentische Marienerscheinungen", schrieb Peric in einem Hirtenbrief. Seine Diözese zweifle seit jeher an der Authentizität der Erscheinungen.
Papst Franziskus hatte Hoser Anfang Februar als Sondergesandten ernannt, um das Pilgerwesen in Medjugorie zu analysieren. Seine Mission soll laut Vatikan ausschließlich seelsorgerischen Charakter haben. Hoser werde sich nicht mit den gemeldeten Marienerscheinungen befassen. Diese zu untersuchen, sei Aufgabe der vatikanischen Glaubenskongregation.
Papst zögerte bislang mit Entscheidung
Am 24. Juni 1981 sollen in Medjugorje Marienerscheinungen begonnen haben. Sechs Kinder berichteten damals, die Gottesmutter habe sich ihnen gezeigt, während sie Schafe hüteten. Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher mit großer Häufigkeit weiter an. Sie sind verbunden mit präzisen Aussagen der "Gospa" (Herrin) zu kirchlichen und sonstigen Themen.
Bereits 2010 hatte Papst Benedikt XVI. (2005-2013) eine Kommission unter dem früheren römischen Patriarchalvikar Kardinal Camillo Ruini mit einer Untersuchung beauftragt. Diese hatte ihre Ergebnisse 2014 der Glaubenskongregation vorgelegt. Papst Franziskus zögerte bislang mit einer Entscheidung. Die neuen Untersuchungen deuten Beobachtern zufolge darauf hin, dass er nach Wegen sucht, unabhängig von den angeblichen Erscheinungen den dortigen blühenden Wallfahrtsbetrieb positiv zu begleiten.