"Herzlich willkommen an diesem bedeutenden Ort, dem Stadion UNSERES 1. FC Köln." Kardinal Rainer Maria Woelki steht der Stolz deutlich ins Gesicht geschrieben. In den heiligen Hallen seines geliebten Vereins darf er an diesem Donnerstag vor die Presse treten, sogar direkt in der Mannschaftskabine in den Stadion-Katakomben. Ein "ganz wichtiger Tag" sei dies, fährt der Kölner Erzbischof fort. Und kündigt damit aber nicht seine Taktikvorstellungen zum nahen Ende der Winterpause an, sondern die Freischaltung der neuen Internetseite "berufen.de". Damit wirbt das Erzbistum Köln um Männer und Frauen, die in der Seelsorge mitarbeiten wollen.
Dass hier im Stadion sonst FC-Größen wie Hector, Heintz und Horn arbeiten, zeigen die entsprechenden Trikots, die über jedem Platz in der Kabine hängen. Über dem Sitz ganz vorne prangt aber heute ein Schild mit "Kardinal Woelki", unter dem dieser fast ehrfürchtig Platz nimmt. "Meine Co-Kathedra", grinst er breit unter Anspielung auf den Bischofsstuhl im Kölner Dom.
"Ich kann nicht alleine Bischof sein"
Der Auftritt im Stadion hat aber für Woelki eine klare Symbolik: Die Kirche sei auch eine große Gemeinschaft, deren pastorale Mitarbeiter seien "ein großes Team, bei dem jeder seine Aufgabe, seine Berufung, seine Fähigkeiten hat", erklärt er. "Ich kann nicht alleine Bischof sein." Er sei auf viele wertvolle Mitarbeiter angewiesen. "Dazu braucht es Teamgeist und ein gemeinsames Ziel, wie es auch im Fußball ist."
Die Mannschaft des Erzbistums Köln umfasst derzeit gut 750 Priester; insgesamt fehlten etwa 100 "Spieler" in der Seelsorge, auch auf den Positionen Diakon, Gemeinde- oder Pastoralreferent, erläutert der Kardinal. Angesichts dieser Zahl sei man "nicht in Panik", aber dennoch auf der Suche, meint der Leiter der Diözesanstelle für Berufungspastoral im Erzbistum, Pfarrer Regamy Thillainathan.
"Wer ist Manuel Neuer?"
An diesem Tag läuft Woelki mit einer Gemeindereferentin, einem Kaplan und einem Pastoralreferenten aus seinem "Team" auf. Er selbst sieht sich nicht als Coach oder Kapitän, sondern "im Mittelfeld als Zehner", so der 60-Jährige. Auf dieser Position müsse man Überblick haben und schauen, "wo jemand gut steht, den man gut ins Spiel bringen kann, mit einem Pass, mit einer Vorlage bedienen kann, damit er zum Abschluss kommt", fachsimpelt der Mann im schwarzen Anzug. Ein Zehner müsse "nach hinten verteidigen und nach vorne in den Angriff das Spiel ankurbeln". Kurz gesagt: Seine Mitspieler mit ihren Stärken richtig positionieren, um Tore zu schießen oder Gegentore zu verhindern.
"Oder man hat Manuel Neuer", wirft Pfarrer Thillainathan ein. Auf diesen bayerischen Einwurf kann FC-Fan Woelki nur mit Unverständnis reagieren. "Wer ist Manuel Neuer? Wir haben Timo Horn!"