Erzbischof Zollitsch ruft zum Einsatz für Europa auf

Das schließe aber nicht aus, dass man Europa noch besser gestalten, konstruktive Kritik formulieren und Engführungen überwinden müsse. Zollitsch äußerte sich in einer Predigt im traditionellen Frankfurter Karlsamt im Kaiserdom der Mainstadt.



Es gelte beständig daran zu arbeiten, dass in Europa die Idee einer Freiheit lebendig bleibe, die der geistigen Natur des Menschen Rechnung trage und sie an die Verantwortung binde, in der jeder Mensch stehe, betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende. "Unsere Leitwährung", so Zollitsch, "steht und fällt nicht mit Wirtschaftsprognosen - unsere Leitwährung ist die gegenseitige Achtung der Menschenwürde, das gemeinsame Streben nach Frieden und  Gerechtigkeit, die tatkräftige Umsetzung der Nächstenliebe!" Ausdrücklich schrieb Zollitsch den Christen eine Bringschuld für Europa zu. Die Christen seien gefragt, wenn es darum gehe, dass die Frage nach Gott und die Frage nach dem Menschen nicht aus demöffentlichen Bewusstsein verschwänden. Auch hätten sie die Frage nach dem Wert und dem Sinn des Lebens wachzuhalten und Antworten zu geben.



Die Liturgie des Karlsamtes beinhaltet lateinische Gesänge und Gebete aus dem 9. Jahrhundert. Seit 1332 wird es in Frankfurt zum Gedenken an den Todestag Kaiser Karls des Großen gefeiert, der am28. Januar 814 starb. Anno 794 hatte er eine Reichssynode nach Frankfurt einberufen und so für die erste schriftliche Erwähnung der Mainstadt gesorgt, deren Dom einst Krönungskirche deutscher Kaiser war.



Der Geist Karls des Großen wehe auch heute in Frankfurt - "international, europäisch, vernetzt", sagte Zollitsch im Karlsamt. Er nannte den Frankfurter Dom "ein Wahrzeichen des europäischen Gedankens und der nationalen Einheit".