"Rund 18 Prozent der Deutschen wollen das Weihnachtsfest abschaffen. Sie klagen, das Fest verursache durch die vierwöchige Vorbereitungszeit und zu hohe Erwartungen an ein so genanntes Fest der Liebe zu viel Stress. Ein anderer Grund, sich Advent und Weihnachten zu verweigern, heißt, sie seien "sinnentleert". Und ohne um einen Sinn zu wissen, ist es ja auch seltsam, im Schneeregen heißen Rotwein zu trinken, Fenster mit Lichtquellen auszustatten, die man gar nicht braucht, und am 24. Dezember unter einer abgesägten Tanne Geschenke zu deponieren.
Bleibt aber doch die Mehrheit der Deutschen, die das Weihnachtsfest will - unter ihnen Christen wie Nichtchristen. Auch Berliner Muslime sagen, sie nähmen adventliches Brauchtum wahr, zumindest solange ihre Kinder hier zur Schule gehen. Ob also christgläubig oder nicht: Alle wollen dazugehören.
Christen feiern zu Weihnachten, dass in dem Kind Jesus Gott ein Mensch geworden ist. Warum aber schwingen sich Nichtchristen ein in die Feststimmung der Christen? Vielleicht weil sie spüren: Die Menschwerdung Gottes hat mit jedem Menschen zu tun. Denn jeder erfährt sich als Person - und das ist weit mehr als ein Lebewesen mit Personalausweis und Steuernummer. Der Mensch ist geschaffen nach dem Bild Gottes. Deshalb kann er lieben und sich freuen, er kann mitfühlen, hoffen und trauern. Eingebunden ist er in die Geschichte der Menschheit und ihre ewige Sehnsucht nach Frieden. Jesus Christus ist so ein Mensch geworden. In ihm hat Gott sich mit jedem von uns verbunden. Ob der Einzelne das nun glaubt oder nicht, zumindest spüren kann er es.
Das Geheimnis des Advents, all der Vorfreude und des einander Überraschens liegt in der Krippe: Das göttliche Kind von Betlehem war und ist die große Überraschung."
