Erzbistum Berlin verpackt Weihnachtsgeschenke

Der Bischof kann einpacken!

Nur neun Prozent der Berliner sind katholisch. Damit die Hauptstädter etwas über den christlichen Glauben erfahren, verpacken Mitarbeiter des Erzbistums vor Weihnachten Geschenke, auch der Erzbischof. Wir haben mit der Initiatiorin gesprochen.

Christlich wertvolles Geschenkpapier / © Erzbistum Berlin (Erzbistum Berlin)
Christlich wertvolles Geschenkpapier / © Erzbistum Berlin ( Erzbistum Berlin )

DOMRADIO.DE: Sie sind Pastoralreferentin und spezialisiert auf besondere Projekte der Kirche in Berlin. Wie war denn gestern das Geschenkeeinpacken?

Carla Boehnstedt (Pastoralreferentin Erzbistum Berlin): Wir waren gestern mit verschiedenen Kollegen in der Galeria Kaufhof am Alexanderplatz. Den ganzen Nachmittag lang von 14 bis 20 Uhr haben wir dort in der Nähe des Kundenservices mit unserem Geschenkpapier Geschenke eingepackt und waren hellauf begeistert. Da haben wir ganz tolle Erfahrungen gemacht, das war für uns gestern schon mal ein "Warming up", um zu schauen - "Wie funktioniert das in den nächsten Wochen?" Und wir haben gemerkt, dass die Leute ganz interessiert waren, dass sie ganz offen waren, dass sie neugierig waren auf das, was wir da gemacht haben. Und es war für uns ganz leicht, weil unser Papier einfach einen super Anknüpfungspunkt geboten hat.

DOMRADIO.DE: Inwiefern?

Boehnstedt: Das Besondere an unserem Geschenkpapier ist, dass es einen sehr regionalen Bezug hat. Das heißt, man sieht auf dem Papier - in Form eines Wimmelbildes - Sehenswürdigkeiten aus Berlin, sei es das Brandenburger Tor oder die Weltzeituhr, sei es die Kathedrale Sankt Hedwig oder der Berliner Dom. Es zeigt aber auch einige Sehenswürdigkeiten aus Mecklenburg-Vorpommern, zum Beispiel den Rügendamm. Oder es zeigt verschiedene Sehenswürdigkeiten aus Brandenburg wie das Schloss Sanssouci. Und wir hatten gestern eine ganz bunte Mischung an Kunden dort, zum einen Berliner, zum anderen aber auch Touristen, die sehr interessiert auf das Papier schauten und dann sagten "Oh, das ist das Brandenburger Tor, das habe ich doch gestern erst gesehen". Oder ein Kunde aus den USA erkundigte sich, ob es sich denn lohnt nach Potsdam zu fahren und sich das Schloss Sanssouci anzuschauen. Und von daher hatten wir über diese Anknüpfungspunkte auf dem Papier sehr gute Möglichkeiten, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Das Faszinierende war dann, wenn die Frage kam - "was hat das jetzt mit Weihnachten zu tun?". Dass wir dann zeigen konnten: Schaut mal hier - Maria und Josef gehen auf unserem Papier auf ein Hotel zu und suchen da eine Herberge. Und schaut mal da oben, da stehen die Heiligen Drei Könige mit ihrer Kamel-Karawane an einer Ampel und warten, dass es grün wird. Oder habt ihr schon gesehen - die Engel, die an der Eislaufbahn sind und das Schild hochhalten "Gloria in Excelsis Deo". Und quasi erst auf diesen Blick hin haben dann die Kunden gemerkt - "Hey, das Papier beinhaltet ja ganz, ganz viel an Möglichkeiten und es lohnt sich wirklich da noch mal einen zweiten und dritten Blick drauf zu werfen".

DOMRADIO.DE: Ungewöhnlich ist, dass Erzbischof Koch persönlich im Kaufhaus Geschenke einpackt. Papst Franziskus sagt ja, dass die Kirche ihre Komfortzone verlassen soll. Ist diese ganze Aktion des Geschenkeeinpackens in diesem Sinne gedacht?

Boehnstedt: Ganz genau, wir wollen ganz bewusst mit diesem Papier aus unseren normalen kirchlichen Bereichen herausgehen und wollen gucken: Was passiert, wenn wir unsere christliche Botschaft mit einem Augenzwinkern anbieten - in den Shopping-Malls, in den Fußgängerzonen, da, wo sich das ganz normale Leben abspielt. Deswegen haben wir unserem Geschenkpapier auch einen ganz besonderen Titel gegeben: "Weihnachten heißt: Gott kommt mitten ins Leben". Und wenn Gott mitten im Leben zu finden ist, dann wollen auch wir genau da sein, wo sich das Leben abspielt. Und das ist eben im Advent, in den Kaufhäusern, auf den Weihnachtsmärkten, überall da, wo sich die weihnachtliche Vorfreude sozusagen zeigt. Und da will der Erzbischof dann natürlich auch mittendrin sein, weil eine der Fragen, die ihn ganz besonders bewegt, ist die Frage, wie man in so einer Stadt wie Berlin, aber auch in einem Erzbistum wie Berlin..., wie man da einfach die Frage nach Gott heutzutage ganz neu stellen kann, um auch wieder das Interesse der Menschen "anzukitzeln".

DOMRADIO.DE: Jetzt ist ja nicht jeder besonders geschickt beim Geschenkeeinpacken. Kann der Erzbischof das denn oder müssen Sie ihn da vielleicht noch ein bisschen anlernen?

Boehnstedt: Ich glaube, dass er mit ganz großer Freude an die Sache herangehen wird. Wahrscheinlich wird er ein bisschen auf Hilfe angewiesen sein. Und die wird er auch von unserer Seite bekommen und natürlich auch von den Servicekräften, die in den Kaufhäusern noch zusätzlich angestellt sind. Wir selber haben uns tatsächlich in der vergangenen Woche ein bisschen Zeit genommen und haben es geübt, wie man vor allem auch unförmige Geschenke eingewickelt, wie man Schleifen besonders bindet, wie das vor allem auch mit einem bestimmten Tempo geht. Und da haben wir jetzt einen kleinen Vorteil dem Erzbischof gegenüber, weil wir dieses Trainingslager durchlaufen haben. Aber ich glaube mit unserer Unterstützung wird der Erzbischof das bestimmt morgen und in der nächsten Woche mit Bravour meistern können.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR