Erzbistum Köln will mit Studiengang interreligiösen Dialog fördern

Im Gespräch

Noch bis Ende März kann man sich für den Masterstudiengang "Interreligiöse Dialogkompetenz" vom Erzbistum Köln bewerben. Dr. Thomas Lemmen ist der Studiengangsleiter und hat mit uns über Inhalt und Notwendigkeit des Masters gesprochen.

Eine Muslima im Gespräch mit ihren Mitschülern / © Jörg Carstensen (dpa)
Eine Muslima im Gespräch mit ihren Mitschülern / © Jörg Carstensen ( dpa )

DOMRADIO.DE: Lassen Sie uns das konkret machen. Wenn ich als Christ in eine Moschee gehe: Worauf muss ich da achten?  

Dr. Thomas Lemmen (Studiengangsleiter "Interreligiöse Dialogkompetenz", Erzbistum Köln): Die Schuhe ausziehen, mich natürlich vorher ankündigen, jemanden suchen, der für mich Ansprechpartner ist und ich muss aufpassen nicht in ein Gebet hineinzulaufen. 

DOMRADIO.DE: Sie haben den Studiengang "Interreligiöse Dialogkompetenz", den Sie jetzt ins Leben rufen. Drei Jahre, berufsbegleitend. Was heißt das genau? Was lerne ich da? 

Lemmen: Das Studium vermittelt Kenntnisse und Kompetenzen für Menschen, die in ihrem Berufsalltag mit anderen Religionen zusammenkommen um mit diesen anderen Religionen umgehen zu können. Es geht da um Hintergrundwissen, aber es geht auch um die eigene Haltung. Welche Haltung habe ich anderen Religionen gegenüber? Was sagt meine Kirche? Was sagt mein Glaube dazu? Der Studiengang ist zudem sehr handlungsorientiert.

DOMRADIO.DE: Zu welchen Handlungen werde ich dann angeleitet?

Lemmen: Ich werde im Studiengang ein Projekt selber entwickeln, konzipieren und durchführen. Es ist ein Praxisprojekt, das mit dem Berufsalltag zu tun haben kann: Beispielsweise eine Bildungsreihe konzipieren oder eine Aktion mit Jugendlichen in der Schule planen und durchführen. Das wird angeleitet, durchgeführt und kann durchaus auch Teil der Masterarbeit werden.  

DOMRADIO.DE: Ist denn die Dringlichkeit für interreligiöse Dialogkompetenz in den letzten Jahren gestiegen bei uns? 

Lemmen: Das ist der Fall. Wir bieten solche Fortbildungen schon seit Jahren an und haben einen gesteigerten Bedarf festgestellt, insbesondere im Zusammenhang mit der Zuwanderung von geflüchteten Menschen. Und wir können auch feststellen, dass in verschiedenen Berufsfeldern wie beispielsweise der Integrationsarbeit solche Kompetenzen auch beruflich abgefragt werden und Arbeitgeber wie der Caritas-Verband, aber auch kommunale Stellen einen hohen Bedarf an Menschen mit diesen Kompetenzen haben. 

DOMRADIO.DE: Es gibt ja aber auch noch Religionsgemeinschaften bei uns im Land, die über den Islam und das Judentum hinausgehen. Spielt das auch eine Rolle? 

Lemmen: Das spielt eine Rolle, aber auch die, die keine Religion haben, spielen eine Rolle. Also wie geht man in der modernen Gesellschaft auch mit Menschen um und arbeitet mit ihnen zusammen, für die Religion keine Rolle spielt? Wie kann man sie erreichen bei Themen, die uns alle verbinden? 

DOMRADIO.DE: Jetzt höre ich aber schon die Stimmen im Hintergrund, die fragen: Warum soll ich mich denn darauf einstellen, wenn andere Menschen in mein Land kommen. Sollen die sich nicht vielmehr auf meine Kultur einstellen?

Lemmen: Integration ist immer ein wechselseitiges Geschehen. Es setzt von beiden Seiten Bereitschaft voraus und diejenigen, die sich auf einen solchen Studiengang einlassen, bringen normalerweise so ein Interesse mit, aber sie sollen auch lernen, wie sie Menschen in ihrer Umgebung dazu motivieren können. Es geht hier auch darum, von Stereotypen wegzukommen und Vertreter anderer Religionen auch als Kooperationspartner zu gewinnen. 

DOMRADIO.DE: Was kann ich mit dem Master im besten Fall machen?  

Lemmen: Der beste Fall ist, dass ich einen besseren Job bei meinem Arbeitgeber bekomme, dass ich vom Sacharbeiter zum Referenten werde, dass ich von einem Honorarvertrag zu einer Festanstellung wechsele oder aber, dass man die Arbeit, die man ohnehin schon macht, nochmal qualitativ besser macht, denn die Herausforderungen sind durch die Pluralität - egal ob in Schulen, der Seelsorge oder in der Sozialen Arbeit - da. Viele sind auf diese Herausforderung nicht vorbereitet.  

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR