domradio.de: Rund um die Uhr beten, 365 Tage im Jahr - wie ist es zu dieser Idee gekommen?
Msgr. Markus Bosbach: Das war eine Frucht des Eucharistischen Kongresses, den wir im Juni hier in Köln gefeiert haben. Der Kardinal hat dazu aufgerufen in seiner Predigt, dass er sich eigentlich viel mehr Gemeinden wünscht, die anbeten. Daraufhin gab es so viel Applaus, dass er gesagt hat, wir müssen eigentlich hier in Köln vorangehen und eine Möglichkeit schaffen, dass man rund um die Uhr auch den Herrn in der Monstranz in der gewandelten Hostie anbeten kann.
domradio.de: Welche Hoffnung steckt hinter dieser Initiative?
Dagmar Wachter: Ja, wir erhoffen uns eine große Gebetswelle, einen Schwung für unsere Stadt, natürlich auch für unser Land. Eine neue Verbundenheit zum Thema der ewigen Anbetung, zur Anbetung an sich und eine Stärkung im Gebet.
domradio.de: Wie wird das denn in der Praxis ablaufen, 24 Stunden am Tag zu beten?
Bosbach: Es wird natürlich nicht jeder 24 Stunden beten können. Das übersteigt menschliche Möglichkeiten. Wir laden Menschen ein, sich in einem Kalender einzutragen mit einer Stunde, einer halben oder einen ganzen Nacht und wir hoffen, dass die Menschen für sich persönlich daraus eine gute Frucht ziehen und dass ihnen das Freude macht und dass sie bereit sind, diesen Dienst auch jeden Monat zu übernehmen in dieser festen Zeit. Darüber hinaus sind Menschen natürlich eingeladen, wenn sie möchten, beim Maternushaus vorbeizukommen und mitzubeten.
domradio.de: Kann ich mich in diesen Kalender denn auch eintragen, abseits von regelmäßigen Terminen? Kann ich auch sagen, ich bin zufällig am 17. November in Köln und möchte eine Stunde beten?
Wachter: Das geht selbstverständlich auch. Man kann sich als Beter für eine einzelne Gebetszeit melden, das geht auch über die Webseite anbetung-koeln.de.
domradio.de: Ist denn dann in der Kapelle rund um die Uhr jemand?
Bosbach: Genau das ist unser Ziel und wir hoffen, dass wir das auch schaffen. Wir haben jetzt am Anfang natürlich noch ein paar Lücken, deshalb nutzen wir auch den Besuch beim domradio, um noch einmal Werbung zu machen und uns gerade in der Anfangsphase noch einmal zu unterstützen. Wir beginnen am 1. November, das ist ein langes Wochenende in den Herbstferien, da haben wir noch ein paar Lücken. Vielleicht findet sich der ein oder die andere, der oder die noch kurzfristig einspringt.
domradio.de: Es gibt ja sicherlich auch Tage, wo das überhaupt nicht so attraktiv ist, sich gerade auch nachts hinzusetzen, wenn ich an Weihnachten denke, wo viele bei der Familie zu Hause sein wollen, wenn ich an den Jahreswechsel denke. Haben Sie da einen Notfallplan in der Schublade?
Wachter: Ja, wir arbeiten daran, auch einen Notfallhelferplan zu erstellen und Helfer zu suchen, die auch dann einspringen, wenn mal keiner sich in den Kalender eingetragen hat, aber auch diese vermeintlich schwierigen Zeiten abzudecken. Ich glaube, dass es auch Beter gibt, die genau für diese Zeiten sich eintragen möchten.
domradio.de: Wenn ich mir vorstelle, ich komme in diese Kapelle und möchte gerne beten. Gibt es dann auch Hilfe, wird es Materialien wie Gebetsbücher geben?
Bosbach: Wichtig ist zunächst einmal, das ist eine stille Anbetung. Man muss jetzt, wenn man so eine Zeit übernimmt, auch nichts vorbereiten, sondern einfach da sein. Es gibt dann eine Kiste mit Materialien, mit Büchern, mit Gebeten oder Betrachtungen, so dass da auch hoffentlich jeder etwas findet, was ihm hilft.
domradio.de: Was passiert eigentlich, wenn Heilige Messen gefeiert werden in der Kapelle?
Bosbach: Eucharistiefeiern sind in der Kapelle des Maternushauses weiterhin auch möglich, es wird dann das Allerheiligste in den Tabernakel zurückverbracht für die Dauer der Messfeier und hinterher wieder ausgesetzt und dann geht die Anbetung weiter.
Das Interview führte Matthias Friebe