"Bei der Verteilung der Covid-Impfstoffe darf es keinen Nationalismus geben", sagte Müller dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag). Die Impfstoffforschung sei zu großen Teilen öffentlich finanziert. "Dies muss der Hebel für eine faire weltweite Verteilung sein, etwa dadurch, dass der Patentschutz des Impfstoffes aufgehoben wird."
Die Corona-Krise sei nicht nur eine Frage der medizinischen Versorgung. "Aufgrund der Pandemie steigen weltweit Armut und Hunger so stark an wie seit Jahren nicht mehr", erklärte der Leiter des katholische Hilfswerks weiter. "Es ist unsere ethische Verpflichtung, andere Länder im Kampf gegen die Pandemie zu unterstützen." Der derzeitige Preis von 16,50 Euro pro Impfdosis sei für viele Staaten viel zu hoch. Die Gefahr, dass sie sich deshalb noch weiter verschulden müssten, sei groß.
Kinderrechtsorganisation fordert faire Verteilung
Auch die Kinderrechtsorganisation Save the Children mahnte zu einer fairen Verteilung von Covid-19-Impfstoffen. "Es ist ungerecht, dass einige ärmere Länder Monate oder möglicherweise länger auf den Impfstoff warten müssen", sagte die Gesundheitsexpertin der Organisation, Kathryn Bolles. "Die Regierungen müssen alles tun, damit es so fair wie möglich zugeht und die extremen globalen Ungleichheiten nicht noch größer werden", betonte sie vor allem an die reichen Länder gerichtet.
Die reicheren Länder sollten die ersten verfügbaren Dosen der Impfstoffe nicht horten, verlangte die Organisation. Nicht der Wohlstand, sondern der Bedarf müsse darüber entscheiden, wer geimpft werde. Kein Leben sei mehr wert als ein anderes, sagte Bolles. Zeit sei zudem ein kritischer Faktor in der Corona-Pandemie.