DOMRADIO.DE: Können Sie im Moment Patientenbesuche machen oder geht das wegen Corona nicht?
Marianne Arndt (Katholische Gemeindereferentin und Krankenhausseelsorgerin am evangelischen Krankenhaus in Köln-Kalk): Doch. Ich mache natürlich Patientenbesuche, aber ich kläre die Besuche gut ab. Ich gucke: Wo ist die Notwendigkeit? Ich spreche dazu mit den Ärzten und dem Pflegepersonal. Das ist, glaube ich, ganz wichtig, dass man die Besuche gut miteinander abspricht und kommuniziert.
DOMRADIO.DE: Wie ist denn im Moment die Atmosphäre im Krankenhaus? Wie macht es sich bemerkbar, dass wir jetzt schon in einer Ausnahmesituation leben?
Arndt: In den Krankenhäusern ist schon seit März Ausnahmesituation. In Kalk, wo ich tätig bin, ist ein super Personal. Die Leute sind total engagiert auf allen Arbeitsfeldern. Aber natürlich wird überall, auch da, nur mit Wasser gekocht, und hier und da kommt man an die Grenzen. Man muss mehr und mehr achtsam sein. Das heißt überall nur mit Mundschutz. Distanz in der Kantine, Distanz auf den Wegen. Nur die nötigsten Konferenzen finden statt und so weiter. Wir müssen uns alle schützen und vor allem Ärzte und Pflegepersonal.
Wenn dieses System bricht, dann haben wir ein richtig großes Problem und darauf müssen wir natürlich achten. Das ist eine große Verantwortung, die die Leitung des Krankenhauses trägt. Die Entscheidung, ob Krankenhäuser für Besucher geschlossen werden oder nicht, das ist schon eine gewagte Entscheidung. Die Krankenhausleitung muss immer im Blick haben, dass genügend Personal da ist, um Kranke zu pflegen. Deswegen ist natürlich der Schutz des Systems der mitarbeitenden Menschen im Krankenhaus groß. Es geht nur mit Maske - und dass wir uns nochmal doppelt und dreifach schützen.
DOMRADIO.DE: Es geht natürlich auch nur mit sozialer Distanz. Wie ist das denn im Moment bei Ihnen im Krankenhaus? Wie wichtig sind die Krankenbesuche für die Patienten?
Arndt: Besuche sind immer wichtig und natürlich auch seelsorgerische Besuch. Es ist ganz schwierig, Sterbenden und deren Angehörige auf Distanz zur Seite zu stehen. Man kriegt zwar irgendwann ein Gefühl dafür, aber natürlich fehlt die Nähe oder Berührung. Hier und da gewährt man sie dann mit Handschuhen manchmal. Aber natürlich geht das nicht immer, je nachdem, wie die Situation des Schutzes ist. Es ist schwierig Distanz durch Worte oder Blicke zu überwinden.
Das Interview führte Gerald Mayer.