DOMRADIO.DE: Sie haben acht Themenbereiche analysiert. Was sind da Ihre Schwerpunkte gewesen?
Anja Weiß (Referentin für Gesellschaftspolitik der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands / kfd): Allen voran natürlich die Frage nach der Gleichstellung im Lebensverlauf zwischen den Geschlechtern. Darauf aufbauend Vereinbarkeit von Sorgearbeit, Erwerb und Ehrenamt. Das große Thema Equal Pay, also gleicher Lohn für gleiche beziehungsweise gleichwertige Arbeit und damit einhergehend natürlich die Aufwertung der Sorge-Berufe und die Voraussetzung für eine gute und die gleichberechtigte Rente im Alter. Daneben werden die Themen Nachhaltigkeit, Diversität, Inklusion und Integration, da insbesondere multiple Familienbilder, Gesundheitsvor- und Fürsorge, sowie das hochaktuelle Thema der Terrorismus- und Extremismus-Bekämpfung behandelt.
Zu all diesen Punkten hat die KFD in der Vergangenheit bereits Positionen erarbeitet, die wir als Grundlage genommen haben, um die Programme der bislang im Bundestag vertretenen sechs Parteien abzugleichen. Uns ist natürlich bewusst, dass es deutlich mehr Parteien gibt, die auch Kandidatinnen und Kandidaten aufstellen werden. Allerdings ist es eben arbeitstechnisch kaum möglich, jede Einzelne mit einzubeziehen.
DOMRADIO.DE: Das ist bestimmt sowieso viel Arbeit. Die Programme sind ja länger als nur zehn Seiten bei jeder Partei.
Weiß: Das ist korrekt. Es sind viele, viele Stunden ins Land gegangen, um natürlich auch die ersten Vorlagen durchzuschauen. Dann werden die natürlich auch nochmal überarbeitet. Jetzt haben wir seit ungefähr sechs bis acht Wochen das komplett und konkret fertiggestellt.
DOMRADIO.DE: Jetzt können wir natürlich nicht den ganzen Inhalt Ihrer Analyse ausarbeiten. Aber können Sie uns die Schlagworte, die Ergebnisse nennen, was Sie herausgefunden haben?
Weiß: Die Sachen können natürlich bei uns auf der Homepage auch heruntergeladen werden. Insgesamt gab es auf jeden Fall sehr große Überraschungen. Und zwar zum einen die Diskrepanz bei der Aufwertung der Sorge-Berufe, insbesondere mit dem Blick auf die letzten Monate und den immerwährenden Klagen über Überforderung des Pflegepersonals. Während auf der einen Seite neben besserer Finanzierung und auch der Sicherstellung eines entsprechenden Betreuungsschlüssels gesprochen wird, wird genau dies, also eine Personal-Untergrenze, auch von anderen Parteien explizit abgelehnt.
Dann war es natürlich auch eine Überraschung, dass es bei der CDU/CSU überhaupt keinen Ansatz zur Hebammen-Problematik gibt. Allgemein ist der Punkt "Sichere Geburt" überhaupt nicht vorhanden. Die PDF-Dokumente können auch nach Schlagworten durchsucht werden.
Weitergehend beziehen sich die Punkte Diversität, Integration und Inklusion bei der CDU/CSU hauptsächlich auf den Bereich Integration von behinderten Menschen. Der große Punkt Regenbogenfamilien, Homosexualität und Co. ist überhaupt nicht zu finden, der ist eigentlich gar nicht existent.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.