Wie im Kölner Dom Gottesdienst "ohne Volk" gefeiert wird

"Es ist eine besondere Situation"

Kein Gemeindegebet, kein Chorgesang, keine Messdiener. "Es herrscht Stille", sagt der Kölner Domzeremoniar Tobias Hopmann. Im Interview erklärt er, wie es ist, den Gottesdienst "ohne Volk" im Kölner Dom zu feiern.

Fast leerer Kölner Dom / © Theodor Barth (KNA)
Fast leerer Kölner Dom / © Theodor Barth ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie ist das für Sie, den Gottesdienst allein, beziehungsweise mit einer weiteren Person zu feiern?

Tobias Hopmann (Domzeremoniar und Domvikar am Kölner Dom): Ein Freund rief mich an, der eine Messe über die Medien verfolgt hat und sagte: "Es sieht ja wirklich gespenstisch aus mit so wenigen Leuten im Dom."

Und ich muss zugeben, es ist tatsächlich auch ungewöhnlich, wenn man Zelebrant ist, die Messe feiert und nur ganz, ganz wenige Menschen anschaut, die nur zum internen Kreis des Domes gehören und die Gebetsgemeinschaft bilden. Aber ich mache mir dann bewusst, dass natürlich nicht nur die paar wenigen dort sitzen, sondern wirklich tausende von Menschen über die Medien mit uns verbunden sind. Die Zahlen sind ja, wie ich gehört habe, ganz enorm in die Höhe gesprungen.

Das ist wirklich toll, dass es diese Möglichkeit gibt, dass so viele Menschen die Gottesdienste mitfeiern können, die nicht in die Kirchen gehen können. Ich bekomme auch ganz viele Mails und sonstige Rückmeldungen mit der Dankbarkeit der Menschen, die sagen: Vielen Dank für die Möglichkeit, wir können jetzt nicht in die Kirche gehen, aber es wird uns auf diese Weise ermöglicht.

Den Dank möchte ich Ihnen bei DOMRADIO.DE auch gerne weitergeben, da Sie das wirklich auch ermöglichen, jetzt zusätzlich zu den sonst üblichen Übertragungen morgens auch abends noch den Rosenkranz und die Messe übertragen, was andere Medien zum Teil auch übernehmen, beispielsweise EWTN oder Bibel TV. So können auch die Menschen, die nicht so den Zugang zu den neuen Medien haben, die Gottesdienste mitverfolgen. Das ist wirklich ein großes Geschenk. Ich merke, es bedeutet den Menschen ganz, ganz viel.

DOMRADIO.DE: Nehmen Sie uns mal mit in den leeren Dom, wenn Sie morgens reingehen. Was ist da anders?

Hopmann: Erstmal ist natürlich die ganze Atmosphäre im Dom eine ganz andere. Der Dom ist normalerweise das meistbesuchte Bauwerk Deutschlands mit rund 40.000 Personen am Tag. Drinnen herrscht eigentlich eine große Unruhe. Viele Menschen laufen umher und besichtigen die Kathedrale. Das ist jetzt wirklich ganz anders. Es ist eine Ruhe, eine Stille. Der Dom ist weiterhin geöffnet, allerdings nicht zur Besichtigung, sondern nur zum Gebet.

Also sind natürlich viel, viel weniger Menschen im Gebäude als sonst. Aber diese Atmosphäre ist etwas ganz Besonderes. Diese Ruhe, diese Stille, diese Andacht. Es ist auch eine sehr intensive Atmosphäre, würde ich jetzt mal so sagen. Von den Menschen, die drinnen sind, merkt man wirklich, sie kommen nicht nur zum Gucken, sie kommen wirklich mit ihren Anliegen und Sorgen. Sie kommen mit ihrem Gebet sehr gesammelt in diesen Dom. Ganz anders, als man es sonst erlebt. Es ist eine besondere Situation.

DOMRADIO.DE: Wie bereitet man diese besonderen Messen vor?

Hopmann: Wir haben ja sonst sehr viele Gottesdienste im Dom. Das ist natürlich jetzt reduziert auf die Messe morgens und die Messe abends, die wir übertragen. Wir achten auf einen feierlichen Rahmen. So haben wir auch in den Messen, die wir live übertragen, einen Kantor und es gibt einen Organisten, sodass die Menschen auch mitsingen können. Das ist eine gute und würdige Gestaltung. Ich danke da auch unserer Dommusik, die sich einbringt und die Kantoren stellt, um für die Menschen, die mit uns verbunden sind, eine wirklich gute Liturgie und eine gute Feieratmosphäre zu schaffen.

DOMRADIO.DE: Müssen Sie denn eigentlich vonseiten des Domkapitels besondere Sicherheitsmaßnahmen beachten?

Hopmann: Auf jeden Fall. Abstand ist ganz klar. Die Vorgaben sind ja klar: einen Meter, besser 1,50 Meter Abstand halten. Das tun wir in der Sakristei. Es gibt Desinfektionsmittel, jeder desinfiziert sich die Hände, der Zelebrant macht das auch nochmal während der Messe. Wer zuschaut, der sieht auch, dass die paar wenigen Leute, die aus dem internen Kreis des Domes die Messe mitfeiern, weit auseinander sitzen. Da werden alle Vorgaben – alles, was uns auch von staatlicher und städtischer Stelle geraten wird – peinlichst genau umgesetzt.

DOMRADIO.DE: Der Ablauf einer Heiligen Messe ist ja eigentlich immer gleich. Aber wir merken zum Beispiel, dass es vergangenen Sonntag kürzer gewesen ist als ein normales Kapitelsamt. Wird jetzt etwas anders gemacht?

Hopmann: Was natürlich anders ist – gerade sonntags in unseren Hochämtern um 10 Uhr – ist unsere Musik. Wir haben sonst immer eine sehr ausgeprägte Musik mit einem unserer vier Chöre. Da haben wir ja wirklich viele Kinder und Jugendliche und Erwachsene, die sich bei uns in den Chören engagieren, die dann in großen Gruppen kommen und singen. Das ist im Moment natürlich nicht möglich. Deshalb fällt das komplett weg.

Der Einsatz von Chören ist aufgrund der großen Zahl nicht möglich. Natürlich sind auch am Vierungsaltar die Wege länger. Die Liturgien sind umfangreicher, als wir das jetzt in der Marienkapelle haben, als einen eher kleinen und beschaulichen Gottesdienstort. Auch die Messdiener sind nicht in der normalen Zahl eingesetzt. Deshalb verkürzt sich die Messe des Sonntags etwas.

DOMRADIO.DE: Jetzt sind wir in der ersten Woche ohne Gottesdienste. Gehen Sie davon aus, dass Sie die nächste Zeit so weitermachen können? Oder guckt man noch von Tag zu Tag?

Hopmann: Es spielt sich ein. Die, die immer zuschauen, werden ja sehen, dass es immer kleine Veränderungen gibt. Es wird sich auch weiterhin noch ein bisschen einspielen. Es hängt auch davon ab, wie sich die Lage entwickelt und wie man darauf reagieren kann. Wir werden beginnen, dass wir den Rosenkranz abends nun mit Aussetzung beten, also eine Monstranz ist zur eucharistischen Anbetung ausgesetzt. Das werden wir einführen, wie wir es übrigens sonst eigentlich auch immer üblicherweise hatten.

Wir haben jetzt auch schon mal die Kar- und Ostertage im Blick. Bisher sind ja alle Gottesdienste in Köln abgesagt bis einschließlich Karfreitag. Ich kann jetzt nicht prognostizieren, wie es weitergeht. Keiner kann das. Wir müssen einfach schauen, wie wir das handhaben werden in Zukunft.

Was jetzt auch noch anders ist, als sonst: Der Kardinal, unser Kölner Erzbischof Woelki, wird jetzt an allen Sonntagen in der kommenden Zeit immer die Messe um 10 Uhr im Dom feiern. Also es feiert kein Domkapitular mehr, sondern der Erzbischof feiert selber – auch an den Hochfesten, wie heute am Hochfest des heiligen Josef um 18.30 Uhr. Oder Mittwoch am 25. März, dem Hochfest der Verkündigung des Herrn. 

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Domzeremoniar Tobias Hopmann ist für die Dommessdiener zuständig. / © Tomasetti (DR)
Domzeremoniar Tobias Hopmann ist für die Dommessdiener zuständig. / © Tomasetti ( DR )

Zum persönlichen Gebet bleibt der Dom geöffnet / © Johannes Schröer (DR)
Zum persönlichen Gebet bleibt der Dom geöffnet / © Johannes Schröer ( DR )

Leerer Kölner Dom / © Theodor Barth (KNA)
Leerer Kölner Dom / © Theodor Barth ( KNA )
Quelle:
DR
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