Essen will "Dialogstadt" der Religionen werden

Stadt mit Respekt

Sich der Herausforderung stellen: Die Evangelische Kirche in Essen will unter dem Motto "Essen - die Dialogstadt. Christlich-muslimische Impulse" Begegnungen zwischen den Religionen fördern.

Kirche und Moschee / © Ronald Wittek (dpa)
Kirche und Moschee / © Ronald Wittek ( dpa )

Für den evangelischen Theologen und rheinischen Kirchenrat Rafael Nikodemus bleibt der Dialog zwischen Religionen und Kulturen in Deutschland eine zentrale Herausforderung. "Wir leben in einer Zeit, in der wir es mit einer vergifteten gesamtgesellschaftlichen Stimmungslage zu tun haben", sagte der Beauftragte für Christen und Muslime in der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) am Freitagabend in Essen.

Angesichts von Ressentiments und Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen und Muslimen sei eine Dialogkultur, getragen von Respekt und Vertrauen, für eine Stadtgesellschaft wie Essen mit rund 170 verschiedenen Nationen besonders wichtig, sage Nikodemus auf dem Neujahrsempfang des Kirchenkreises Essen. Um den "Vereinfachern, Populisten und Dialogverweigerern" wirksam entgegenzutreten forderte der Düsseldorfer Theologe und frühere Islambeauftragte in Duisburg einen "Verbund von allen Kräften der Zivilgesellschaft".

Wundervolle musikalische Begegnung von Santur und Gitarre bei der Begrüßung des neuen Kirchenjahres. Passend zum Thema: „Essen – die Dialogstadt. Christlich-muslimische Impulse.“ Das ist auch unser neues Jahresthema. #hallokirchenjahr #kircheinessen pic.twitter.com/uH2xOSUxLw

— Evangelisch in Essen (@ev_in_essen) 8. Dezember 2017

Nach dem Reformationsjahr 2017 will der Kirchenkreis das neue Jahr unter das Motto "Essen - die Dialogstadt. Christlich-muslimische Impulse" stellen, wie die stellvertretende Superintendentin, Erika Meier, ankündigte. Das Motto sei inspiriert von einem historischen Werbeschild in Bahnhofsnähe mit der Aufschrift: "Essen - die Einkaufsstadt". Anknüpfend an viele bereits vorhandene Begegnungen und Projekte wie etwa die "Arche-Dialoge" gehe es jetzt darum, die Ruhrgebietsstadt "zu einer engagierten und beispielhaften Dialogstadt weiter zu entwickeln", betonte Meier.

Stigmatisierungen verhindern

Der Islamwissenschaftler Hüseyin Inam warnte vor einer Stigmatisierung bestimmter Gruppen, Ethnien oder Religionen in der bundesdeutschen Gesellschaft. "Solange Muslime nur in einer Verbeugungshaltung gelobt werden, wird es immer zu Spannungen kommen", sagte Inam, der Dialogbeauftragter des Muslimischen Theologinnen- und Theologenbundes in Europa ist. "Frieden braucht Zivilcourage." Zugleich seien Weisheit, Mündigkeit und Aufrichtigkeit notwendig für den Dialog.

Inam begrüßte das neue kirchliche Motto der "Dialogstadt", da die erste muslimische Gemeinde des Ruhrgebiets 1964 in Essen-Kupferdreh gegründet worden sei. Die älteste noch bestehende muslimische Gemeinde von 1971 sei in Essen-Katernberg.


Quelle:
epd