Ethik-Expertin befürwortet den 23. Mai als Nationalfeiertag

Gedenken an die Verfassung

Bischöfin Petra Bahr sieht einen Verfassungstag als wichtiges Signal für Zusammenhalt. Kirchliche Feiertage würde sie dafür nicht opfern - hält es aber für vertretbar, im Gegenzug für neue Feiertage an anderen arbeiten zu gehen.

Petra Bahr, Regionalbischöfin für den Sprengel Hannover der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers / © Nancy Heusel (epd)
Petra Bahr, Regionalbischöfin für den Sprengel Hannover der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers / © Nancy Heusel ( epd )

Die evangelische Theologin und Ethik-Expertin Petra Bahr aus Hannover unterstützt den Vorschlag von Altbundespräsident Christian Wulff, den Verkündungstag des deutschen Grundgesetzes am 23. Mai zum nationalen Feiertag zu machen. "Ich bin dankbar für die Verfassung, mit und unter der ich lebe", sagte die Regionalbischöfin des Spregels Hannover. 

Deutscher Ethikrat

Der Deutsche Ethikrat ist ein unabhängiger Sachverständigenrat, der Politik und Gesellschaft in ethischen Fragen berät und Empfehlungen vorlegt. Ziel ist die naturwissenschaftlich-medizinische, ethische, rechtliche und sozialwissenschaftliche Begleitung. Zudem soll er als Dialogforum die öffentliche Debatte voranbringen und mit vergleichbaren Institutionen in anderen Ländern zusammenarbeiten.

Alena Buyx, Vorsitzende Deutscher Ethikrat, Sigrid Graumann, Sprecherin der AG Pandemie des Deutschen Ethikrates, und Volker Lipp, Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates, Pressekonferenz  / © Michael Kappeler (dpa)
Alena Buyx, Vorsitzende Deutscher Ethikrat, Sigrid Graumann, Sprecherin der AG Pandemie des Deutschen Ethikrates, und Volker Lipp, Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates, Pressekonferenz / © Michael Kappeler ( dpa )

"Tag, der uns als Gesellschaft vereint"

Das Grundgesetz sei Horizontbestimmung und Kritik, stete Ermahnung und gleichzeitig ein Zeichen der Humanität und Freiheit. "Das wäre einen Verfassungstag wert." Angesichts wachsender gesellschaftlicher Kontroversen betonte Bahr: "Wir brauchen dringend einen Tag, der uns als Gesellschaft vereint."

Derzeit diskutierten Überlegungen, in einer zunehmend säkularen Gesellschaft kirchliche Feiertage für andere Feiertage zu streichen, erteilte Bahr eine Absage. "Einen christlichen Feiertag kann man nicht aufgeben", sagte die Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage. Sie regte an, trotz möglicher zusätzlicher Feiertage an den bestehenden festzuhalten, aber einzelne von ihnen nicht arbeitsfrei zu stellen, sondern "im Zeichen des Feiertags" zu arbeiten.

Idee: Arbeitsfrei am 23. Mai

Bahr äußerte sich zu dem Thema in der jüngsten Folge des NDR-Podcasts "Bleib Mensch!", den sie alle zwei Wochen gemeinsam mit dem NDR-Journalisten Arne-Torben Voigts gestaltet. Die Theologin ist seit 2020 Mitglied des Deutschen Ethikrats.

Wulff hatte am Dienstag vorgeschlagen, den 23. Mai künftig jedes Jahr als arbeitsfreien Feiertag zu begehen. Das Grundgesetz sei die Grundlage dafür, dass es den Menschen in Deutschland gut gehe und auch weiterhin gut gehen werde. Der neue Feiertag könne einen bestehenden ersetzen. Das Grundgesetz war am 23. Mai 1949 in Bonn verkündet worden. Seit dem 3. Oktober 1990 gilt es in ganz Deutschland.

Grundgesetz

Das Grundgesetz ist die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Es enthält die wichtigsten Regeln für das Zusammenleben und ist so Grundlage der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Deutschland. In insgesamt 146 Artikeln sind die Grundrechte der deutschen Bürger, die Aufgaben von staatlichen Institutionen und andere Gesetze verankert. Das Grundgesetz begrenzt staatliche Machtausübung durch demokratische Kontrolle.

Grundgesetz / © Jens Kalaene (dpa)
Grundgesetz / © Jens Kalaene ( dpa )
Quelle:
epd