Ethiker fordern Diskussion um die Finanzierung des Gesundheitswesens

Zwei-Klassen-Medizin?

Mitglieder der Zentralen Ethikkommission der Bundesärztekammer befürchten eine Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland. Die Finanzierungsschwierigkeiten des Gesundheitswesens würden auch in Zukunft noch wachsen. Deshalb kämen "schwerwiegende Entscheidungen" auf die Politik zu. Die Ärzte haben daher eine offene gesellschaftliche Diskussion über die Prioritätensetzung im Gesundheitswesen angemahnt.

 (DR)

Der Kommissionsvorsitzende Urban Wiesing verwies in einem Interview mit dem medizinethischen Informationsdienst "MED kompakt" auf die jüngste Prognose der Zentrale Ethikkommission bei der Bundesärztekammer.

Über Prioritätensetzung offen sprechen
Wiesing bekräftigte die Forderung der deutschen Ärzteschaft nach Einrichtung eines Bundesgesundheitsrates, der vorrangige Gesundheitsziele definieren solle. Zugleich betonte er, Entscheidungen, die gewiss schwierig seien und im Grunde alle Bürger beträfen, sollten transparent und logisch nachvollziehbar getroffen werden und eine demokratische Legitimation besitzen. Deutschland brauche eine offene Diskussion über die "prioritären Gesundheitsziele", wie sie in anderen Ländern längst geführt werde.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hatte wiederholt betont, im Gesundheitswesen gebe es keine Rationierung, jede notwendige Behandlung werde auch bezahlt. Dazu meinte Wiesing, es gebe Einzelfallberichte, die vom Gegenteil sprächen. Zudem lasse sich eine versteckte Rationierung schon wegen der Budgetierung im Gesundheitswesen nicht ausschließen.