Ethikrat-Vorsitzender warnt vor neuen Gen-Versuchen

"Wie ein Wettlauf zum Mond"

Der Vorsitzende des deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, warnt vor Gefahren der Gen-Reparatur an menschlichen Embryonen. Wer Gene verändere, müsse wissen, welche Auswirkungen diese Änderung auf das Lebewesen insgesamt habe.

DNA-Strang / © Matthew Fearn (dpa)
DNA-Strang / © Matthew Fearn ( dpa )

Das sagte der Erlanger Theologieprofessor der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" laut Vorabbericht. "Das weiß man aber oft erst in der zweiten Lebenshälfte. Manchmal weiß man es erst zwei, drei Generationen später." Forscher der Oregon Health & Science University in Portland (USA) haben erstmals lebensfähige Embryonen mit Hilfe der sogenannten Crispr-Cas-Methode erfolgreich genetisch verändert.

Wettlauf zum Mond

"Für unsere Risikoeinschätzung von Versuchen bei Menschen heißt dies: Wir müssten Jahrzehnte warten, um so etwas auf breiter Front zu erlauben", betonte Dabrock. Die aktuelle Debatte über die Genchirurgie verlaufe zu einseitig. Die Stimmung habe sich international verändert. Mit den gewaltigen Fortschritten in der Genchirurgie sei ein Hype in der Wissenschaft ausgebrochen. "Ich vergleiche es mit einem Wettlauf zum Mond: Da will momentan jeder der Erste sein." Grundsätzlichen Bedenken gegenüber dem möglichen Risiko würden immer weniger gestellt.

Das Forscherteam aus den USA, Südkorea und China befruchtete die gespendeten Eizellen zunächst mit Spermien eines Spenders, der an einer erblich bedingten Herzmuskelschwäche leidet. Gleichzeitig injizierten sie die Gen-Schere Crispr Cas in die Eizelle. Die Gen-Reparatur fand so schon vor der ersten Zellteilung des Embryos statt. Als Ergebnis trugen 42 der 58 Embryonen die krankhafte Mutation nicht mehr. Die Embryonen wurde nach wenigen Tagen zerstört.

Biologische Mosaike

Bei früheren chinesischen Experimenten mit menschlichen Embryonen, bei denen die Gen-Schere erst nach der Befruchtung der Eizelle angewendet worden war, war es zu Veränderungen an Stellen im Erbgut gekommen, die gar nicht verändert werden sollten. Zudem wurden nicht alle Zellen erfolgreich korrigiert. Dadurch waren biologische Mosaike aus krankem und gesundem Gewebe entstanden.


Ethik-Professor Peter Dabrock  / © Uwe Zucchi (dpa)
Ethik-Professor Peter Dabrock / © Uwe Zucchi ( dpa )
Quelle:
epd