Die katholischen Bischofskonferenzen von England und Wales sowie von Schottland werden auch nach dem Brexit in der EU-Bischofskommission COMECE vertreten sein, allerdings nur als Beobachter. Die Kirchen in der Europäischen Union wollten damit ein "deutliches Zeichen" setzen, dass sie für ein vereintes Europa stehen, sagte der österreichische Bischof Ägidius Zsifkovics nach der COMECE-Vollversammlung am Freitag in Brüssel. Zsifkovics vertritt die Österreichische Bischofskonferenz bei der COMECE.
Er bezeichnete den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union als "tragische Entwicklung", noch dazu, wo Europa dem Vereinigten Königreich so viel verdanke. Deshalb sei es auch allen Mitgliedern der Vollversammlung wichtig gewesen, dass britische Vertreter weiterhin an den COMECE-Beratungen teilnehmen können, sagte er zum Abschluss des dreitägigen Treffens.
Positiv bewertete Zsifkovics die Begegnung der Bischöfe mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Donnerstag. Juncker habe die COMECE-Mitglieder eindringlich ersucht, sich noch stärker in den europäischen Integrationsprozess einzubringen. Die integrative Kraft der Kirchen werde von den EU-Verantwortlichen mehr denn je gewünscht und erwartet, gerade aufgrund der antieuropäischen Entwicklungen, so Zsifkovics. Der Bischof räumte jedoch auch unterschiedliche Geschwindigkeiten der verschiedenen Bischofskonferenzen beim Bekenntnis zu Europa ein. Hier gelte es, mit Geduld und Beharrlichkeit aufeinander zuzugehen und Brücken zu bauen.
Mit Sorge sieht Zsifkovics eine zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich in der EU. Vom im Mai neu gewählten EU-Parlament und der neuen EU-Kommission erwarte er, dass sie sich dieses Problems mit Nachdruck annähmen und mehr soziale Gerechtigkeit schafften. Europa brauche eine Sozial- und Wirtschaftspolitik, die den Menschen diene und Politiker, die sich der Alltagsprobleme der Menschen widmeten. In der Asyl- und Migrationspolitik brauche Europa zudem mehr interne Solidarität, weniger Emotionen und mehr praktischen Realismus, so Zsifkovics.
Zwei Wochen vor dem geplanten Brexit hat sich das britische Parlament gegen den Vorschlag eines zweiten Referendums ausgesprochen. Der Austritt aus der Europäischen Union soll nach dem Willen des britischen Parlaments verschoben werden. Die Abgeordneten stimmten am 14. März 2019 mehrheitlich für eine Fristverlängerung - wie lange diese sein soll, ist noch nicht klar.
Bis zum 20. März soll nochmals über den von May mit der EU ausgehandelten Austrittsvertrag abgestimmt werden. Ein entsprechender Antrag soll den Parlamentariern am Donnerstag vorgelegt werden. Sollte das Abkommen diesmal angenommen werden, werde May die EU-Staats- und Regierungschefs um einen kurzen Aufschub für den Brexit bis zum 30. Juni bitten.
(KNA/ dpa, 15.3.19)