EU-Industriekommissar Verheugen fordert Rückendeckung für Autoindustrie

50.000 Jobs in der Autoindustrie in Gefahr

Die Automobilindustrie erlebt einen Einbruch wie seit vielen Jahren nicht mehr. In Deutschland stehen bei fast allen Herstellern Produktionsunterbrechungen an. In Bochum stehen die Bänder seit einer Woche still. Für Konsum bräuchte man Sicherheit und Vertrauen, betont Rainer Manns im domradio. der Theologe betreut für das Bistum Essen Opelmitarbeiter in Bochum. Dieses Vertrauen fehle zurzeit, auch bei den Mitarbeitern von Opel.

 (DR)

Auch EU-Industriekommissar Günther Verheugen schätzt die Lage als außerordentlich bedrohlich ein. "Wir befinden uns in einem tiefen Tal. Wenn wir das nicht schnell hinter uns lassen, wird massiver Stellenabbau unausweichlich", sagte Verheugen der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". Um der Branche zu helfen, brauche sie "unsere Rückendeckung und sehr konkrete Hilfe, um die Nachfrage nach Neufahrzeugen wieder anzukurbeln", so Verheugen weiter.

Der Industriekommissar sieht nicht nur die Finanzkrise als Ursache für die Kaufzurückhaltung. Ganz klar führe diese dazu, »Kunden und Hersteller sind aber auch deshalb verunsichert, weil die Politik beim Thema CO2 keinen klaren Kurs fährt. Beim Kauf eines Autos weiß heute niemand, mit welchen Steuern und Grenzwerten er rechnen muss. Das lähmt die Nachfrage"! Verheugen forderte: Rat und Europaparlament sollten schnell Rechtssicherheit für die Automobilindustrie schaffen.

Auch der Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hanns-Eberhard Schleyer, hat angesichts der nachlassenden Konjunktur Unterstützung gefordert. Schleyer propagiert den Verzicht auf die Kfz-Steuer für Neuwagen. «Zumal ich befürchte, dass wir in dieser Legislaturperiode keine Neuregelung der Kfz-Steuer mehr bekommen», sagte Schleyer der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung». Für die Binnenkonjunktur sei vor allem das Kfz- und Baugewerbe wichtig.

Trotz Krise hält die IG-Metall an Lohnforderung fest
Trotz der Krise in der Autoindustrie bekräftigt die IG Metall ihre Tarifforderung von acht Prozent. «Die Menschen brauchen ein Stück Lebenssicherheit, sonst endet das in einer totalen Konsumverweigerung», sagte Gewerkschaftschef Berthold Huber am Dienstag im ARD-«Morgenmagazin». In der Branche gebe es die höchsten Nettoumsatzrenditen seit 40 Jahren. Zudem habe man die tiefste Lohnquote nach 1945. Die Arbeitnehmer hätten am Aufschwung der vergangenen Jahre nicht teilgehabt. Die Arbeitgeber forderte Huber auf, ein Angebot vorzulegen.

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, räumte in der Sendung eine gute Entwicklung der Branche in der Vergangenheit ein, wies aber darauf hin, dass sich die Situation verschlechtert habe. Man sei in einer «ganz besonderen Situation», sagte Kannegiesser. «Es ist lange her, dass wir in einen Abschwung hinein eine Tarifverhandlung hatten», fügte er hinzu. «Sie können die Kosten von morgen nicht mit Gewinnen von gestern abfangen», erläuterte der Arbeitgeberchef weiter.

In werden zu der Aktionskonferenz nach Angaben der baden-württembergischen IG-Metall-Bezirksleitung rund 5000 Gewerkschaftsmitglieder erwartet. Als Hauptredner wird IG-Metall-Chef Huber auftreten. Die IG Metall will nach eigenen Angaben mit der Versammlung den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, bei der dritten Verhandlungsrunde im Bezirk Baden-Württemberg ein konkretes Angebot vorzulegen.