Kreative Seelsorge in Thailands Corona-Zeiten

Eucharistie als Liefer- und Abholservice

Die Corona-Krise setzt ungeahnte kirchliche Kreativität frei. In Bangkok bietet der Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde die Eucharistie in der Tradition der Krankenkommunion als pastoralen Lieferdienst an.

Autor/in:
Michael Lenz
Katholiken beten in einer Kirche in Bangkok (Archiv) / © Jack Kurtz (dpa)
Katholiken beten in einer Kirche in Bangkok (Archiv) / © Jack Kurtz ( dpa )

"Na ja, eine Holy App gibt's leider noch nicht. Wäre ja nett, in Zeiten von geschlossenen Kirchen neben "Grab Food" auch so etwas wie 'grab Jesus' nutzen zu können, um die Kommunion nach Hause geliefert zu bekommen", findet Jörg Dunsbach, Pfarrer im Dienst der Auslandsseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz.

"Grab", das meint hier nicht etwa die letzte Ruhestätte - es ist das englische Wort für "greifen" oder "sich etwas schnappen". "Grab" kennt in Bangkok jeder; den Firmennamen des dortigen Taxi- und Lieferservice; die asiatische Version von Uber.

Kommunion als Lieferservice

So hat Dunsbach seine Initiative, in den Zeiten des Corona-Lockdowns die Kommunion als Lieferservice anzubieten, mit dem ihm eigenen Humor "Grab Jesus" - zu Deutsch etwa "Schnapp dir Jesus" - getauft. Die Idee dazu kam dem Priester des Bistums Trier nach der Krankenkommunion für eine coronainfizierte Deutsche.

"Auf dem Rückweg habe ich zufällig ein Motorrad mit der großen grünen 'Grab'-Lieferkiste auf dem Sitz gesehen. Weil ich weiß, dass viele den regelmäßigen Empfang der Kommunion vermissen, kam mir der Gedanke, den Gemeindemitgliedern - wenn Sie es wünschen - die Kommunion einfach nach Hause zu bringen."

"Eine gute Idee", finden Johannes Bayer, seine Frau und die drei Kinder - vor allem in Kombination mit den Hausgottesdiensten, die Dunsbach auf der Website der Gemeinde anbietet. "So haben meine Frau und ich vor allem die für Kinder schwierige Karfreitagsliturgie kindgerechter aufbereiten und dann Ostern feiern können", sagt Bayer, der als Manager eines deutschen Unternehmens seit drei Jahren in Bangkok arbeitet.

Er freut sich aber auch schon auf Ostern 2021, das dann hoffentlich wieder in der Kirche gefeiert werden kann. Auf den Hausgottesdienst als Ergänzung möchte er trotzdem nicht mehr verzichten. "Jetzt war es vielleicht eine Notlösung, aber wir haben es auch als Bereicherung empfunden."

Dunsbach stellt sein Licht als emsiger Pfarrer nicht unter den Scheffel; aber er will auch keine fremden Lorbeeren ernten. Für die Hausgottesdienste greift er auf die Vorlagen des Liturgischen Instituts der deutschsprachigen Schweiz zurück. "Das kann ich den Kollegen nur empfehlen. Die Schweizer sind gut aufgestellt für Hausgottesdienste in der Corona-Zeit."

Susanne und Albert haben sich auch "Jesus geschnappt". Die beiden möchten ihre richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen. Die Haus-Eucharistie wird das Ehepaar niemals vergessen - weil sie spontan auch zur Erstkommunion ihres Sohnes Bertram wurde.

Ernstkommunion fiel flach

Coronabedingt fiel für die neun Erstkommunionkinder der deutschsprachigen Gemeinde der Weiße Sonntag flach. "Wir werden den später im Jahr nachholen", sagt Dunsbach. Darauf freut sich auch Bertram, der seiner Erstkommunion in den eigenen vier Wänden nach kurzem Zögern nur unter der Bedingung zustimmte, dass es noch ein großes Kommunionsfest mit allem Drum und Dran geben wird.

Auch Familie Czabaun hat nach drei Monaten coronabedingter Kommunionsabstinenz das Angebot der Haus-Eucharistie gerne angenommen. "Wir schätzen Jörg sehr, sonst hätten wir es eher nicht gemacht", sagt Beate Czabaun. "Er ist aufrichtig und ehrlich mit sich selbst und mit der Situation der Kirche."

Weiter sagt die Gattin des Managers einer großen deutschen Firma: "Er stülpt einem nichts über, sondern macht Angebote, oft mit einem Schmunzeln." So wie eben "Grab Jesus". Allerdings hat Dunsbach der Familie mit zwei Kindern die Eucharistie nicht nach Hause gebracht; die Czabauns sind zu ihm ins Pfarrhaus gekommen.

Auch das ist typisch für diese verrückten Corona-Tage: Nicht nur der Lieferservice blüht; online Bestelltes kann auch abgeholt werden.

Natürlich immer streng nach den Schutzregeln, wie Dunsbach betont. "Wir achten auf den nötigen Abstand. Die Besuche sind kurz und können auch draußen stattfinden. Masken haben wir ja alle, und Desinfektionsmittel bringe ich mit."


Quelle:
KNA