Das sagte Bode am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Osnabrück. "Man könnte auf andere Weise deutlich machen, dass das Fehlen der Frauen auch die Eucharistiefeier hart träfe." Derartige Aktionen gefährdeten eine "differenzierte, sachliche Auseinandersetzung", so Bode, der Vorsitzender der Unterkommission "Frauen in Kirche und Gesellschaft" der Bischofskonferenz ist.
Verständnis für den Unmut
Zugleich zeigte der Bischof Verständnis für den Unmut der Frauen. "Es wird zu Spaltungen kommen, wenn fundierte Reformforderungen nicht ernst genommen werden und wir in den Veränderungen der Welt nicht auch zu neuen Antworten kommen."
Er gehe davon aus, "dass die Tür bezüglich des Diakonats nach den Äußerungen des Papstes noch offen ist", sagte Bode. "Aber auch die anderen Fragen um den Zugang zu allen kirchlichen Ämtern werden nicht verstummen und uns dogmatisch weiter herausfordern."
Forderungen der Initiative "Maria 2.0" sind unter anderem der Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, eine konsequente Aufklärung der Missbrauchsfälle und eine Sexualmoral, die die Lebenswelt von Menschen berücksichtigt. Der Kirchenstreik begann am vergangenen Samstag und soll an diesem Wochenende enden.
Eine Initiative von fünf Münsteranerinnen hatte sich zu einer bundesweiten Protestwelle entwickelt. Schätzungsweise nähmen an der "Graswurzelaktion" mehrere hundert Initiativen teil, so Mitinitiatorin Lisa Kötter aus Münster.
Erzbischof Koch: Es geht Frauen "um Glaubwürdigkeit der Kirche"
Auch der Berliner Erzbischof Koch hat Verständnis für die Proteste von Frauen der Bewegung "Maria 2.0" geäußert. "Ich nehme diese Frauen sehr ernst mit dem, was sie einbringen wollen", sagte Koch in einem am Freitag online veröffentlichten Interview des rbb. Es sei ihm wichtig, zu betonen, dass es sich bei deren Anliegen nicht um ein "Frauenthema" handele, so Koch.
Es gehe den Frauen nicht einfach darum, Rechte freizukämpfen, sondern um "die Glaubwürdigkeit der Kirche und die Bereicherung der Kirche auch durch Frauen", so Koch. Am Donnerstagabend hatten rund 70 Frauen und Männer nach Aufruf der Bewegung "Maria 2.0" auf dem Bebelplatz vor den Türen der Berliner Sankt-Hedwigskathedrale einen Gottesdienst gefeiert. Dies solle "zeigen, dass Frauen von allen Ämtern und damit von vielen kirchlichen Entscheidungsprozessen immer noch ausgeschlossen sind", so die Initiative.
Schavan und Dreyer unterstützen Aktion
Unterstützung für die Aktion bekundete die frühere deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl in Rom, Annette Schavan. "Ich sehe diese Aktion als eine Chance in sehr schwieriger Zeit, endlich einander ernst zu nehmen im Dialog", sagte die frühere Bundesbildungsministerin der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag).
Zugleich warnte die ehemalige CDU-Politikerin die Kirche, sich dem Gespräch zu verschließen. "In der nächsten Generation werden die Frauen nicht einmal mehr streiken", sagt Schavan. "Sie bleiben einfach weg." Irgendwann reiße jeder Geduldsfaden.
Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) unterstützt die Initiative. "Diese Aktion ist aus meiner Sicht ein öffentlicher Aufschrei: So kann es nicht weitergehen!", sagte sie dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag). Die Initiatorinnen seien "keine radikalen Frauen am Rande", sondern kämen "aus der Mitte der Gemeinden", betonte die stellvertretende SPD-Vorsitzende, die auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist.
Dreyer trat der auch von Bischöfen geäußerten Kritik entgegen, dass Gottesdienste boykottiert würden. "Hier wird nicht der Dienst an Gott bestreikt. Im Gegenteil: Die Frauen von 'Maria 2.0' stehen vor den Kirchentüren, beten, singen und feiern und zeigen so: Wir sind Katholikinnen und wollen das auch bleiben." Die gleiche Teilhabe von Frauen an Diensten und Ämtern - also auch am Weiheamt - werde darüber entscheiden, "ob die katholische Kirche auch in Zukunft Menschen für das Evangelium gewinnen kann", so Dreyer weiter.
Frauenverband kfd: Proteste von "Maria 2.0" keine Eintagsfliege
Unterdessen zieht die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) zum Ende der Streikwoche "Maria 2.0" in der katholischen Kirche eine positive Bilanz. Hunderte kfd-Gruppen hätten bundesweit die Initiative unterstützt, viele mit eigenen Aktionen in ihren Gemeinden, erklärte die Bundesvorsitzende Mechthild Heil am Freitag in Düsseldorf. "Diese Protestwelle ist keine Eintagsfliege."
"Die Frauen haben spontan entschieden, dass dies eine geeignete Form ist, ihrem jahrelangen Frust Ausdruck zu verleihen", so Heil. Sie sehe jetzt die Chance, dass sich wirklich etwas ändert. Heil mahnte gleichzeitig: "Wenn wir nicht bald sichtbare und spürbare Veränderungen haben, läuft die Amtskirche Gefahr, dass die Frauen ihr scharenweise den Rücken kehren."
Die kfd werde mit anderen Verbänden und der theologischen Forschung die drängenden Fragen weiter beharrlich verfolgen, fügte sie hinzu. Die angesprochenen Themen beschäftigten die Frauen seit Jahrzehnten.
"Das Maß ist voll, das ist deutlich erkennbar an der Welle der bundesweiten Entrüstung - nicht nur von Frauen", so Heil weiter. "Die Bischöfe müssen endlich erkennen, dass es um die Teilhabe an Entscheidungen und Verantwortung für Frauen und Männer, für Geweihte und Nicht-Geweihte geht. Es reicht nicht, nur anzuerkennen, dass Frauen unverzichtbar sind."
Heil setzt dennoch Hoffnung in den sogenannten synodalen Weg, den die Deutsche Bischofskonferenz bei ihrer Frühjahrsvollversammlung im März beschlossen hatte. "Das ist und bleibt nun für alle eine Chance, endlich auf Augenhöhe den längst notwendigen Dialog zu führen."