Die Preisträger gehören zu den ersten Unterzeichnern des Offenen Briefes von 138 islamischen Gelehrten an die Kirchen vom Oktober 2007. Der Chef der bayerischen Staatskanzlei, Siegfried Schneider (CSU), sagte, der Weltfrieden hänge im 21. Jahrhundert von nichts so sehr ab wie vom offenen und vertrauensvollen Miteinander der Anhänger beider Religionen.
Der katholische Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke würdigte das Schreiben als einmalig. Nie zuvor habe es eine derart repräsentative Botschaft im Namen des Islam an die Christenheit gegeben. Zum ersten Mal hätten sich Muslime auf die Prinzipien verständigt, die sie mit dem Christentum verbänden, Gottes- und Nächstenliebe. So sei ein Dialog in Gang gekommen, der weitergehen müsse.
Auch der evangelisch-lutherische Landesbischof in Bayern, Johannes Friedrich, lobte den Brief. «Es hat vielleicht noch nie ein offizielles muslimisches Dokument gegeben, in dem die Bibel mit so viel Einfühlung und Respekt zitiert wurde», sagte der Nahostbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland.
In seiner Laudatio hob Jaschke hervor, dass Ceric als religiöses Oberhaupt der bosnischen Muslime die Vereinbarkeit von Demokratie und Islam vorlebe. Für einen Islam, der sich europäisch definieren wolle, könne es nicht darum gehen, die säkulare Rechts- und Staatsordnung Europas zu überwinden. Die Einführung der Scharia in Europa müsse unmissverständlich ausgeschlossen sein, betonte der Vorsitzende der bischöflichen Unterkommission für den interreligiösen Dialog. Der Islam müsse Wege zu einem Verständnis der Scharia finden, «das zu einer wahrhaftigen Versöhnung mit der in Europa geborenen Idee der Menschenrechte und den sie verbürgenden Rechtsordnungen führt».
In seiner Dankesrede bekannte sich der Großmufti zu Pluralismus, Gleichheit, Freiheit und Menschenrechten als «unseren gemeinsamen Richtlinien». Wer die Lehren des Islam richtig verstehe, teile diese Werte. Der interreligiöse Dialog müsse weltweit vertieft werden. Den Muslimen in den europäischen Gesellschaften dürfe dabei nicht eine desintegrierende Rolle aufgebürdet werden. Sie sollten vielmehr als Brückenbauer wahrgenommen werden.
Ceric verwies auf die mehr als fünf Jahrhunderte währende Tradition friedlichen multireligiösen Zusammenlebens in Sarajevo. Die zentralen Gotteshäuser der Muslime, Juden sowie der serbisch-orthodoxen und katholischen Christen reihten sich dort wie ein Rosenkranz oder eine muslimische Gebetsschnur aneinander. München, wo seit 2006 eine neue Hauptsynagoge das Stadtzentrum bereichere, habe das Potenzial, ein «deutsches oder bayerisches Sarajevo» zu werden. Initiativen wie die für ein «Zentrum für Islam in Europa-München» (ZIEM) seien daher empfehlenswert.
Die Stiftung führt das Werk ihres Namensgebers fort, des katholischen Münchner Theologen und Religionsphilosophen Eugen Biser (90). Sie hat sich auf einen «Dialog aus christlichem Ursprung» verpflichtet. In diesem Zusammenhang fördert sie auch Fachgespräche zwischen christlichen und muslimischen Theologen. Ein langfristiges Projekt ist etwa die gemeinsame Herausgabe eines mehrsprachigen interreligiösen Wörterbuchs.
Eugen-Biser-Preis für muslimische Würdenträger
Ein Dialog, der weitergehen muss
Die christliche Eugen-Biser-Stiftung hat drei muslimische Würdenträger ausgezeichnet. Der Großmufti von Bosnien-Herzegowina, Mustafa Ceric (54), der jordanische Prinz Ghazi bin Muhammad bin Talal (42) und Scheich Al-Habib Ali Zain Al-Abidin Al-Jifri (37) erhielten am Samstag in der Hofkirche der Münchner Residenz den Eugen-Biser-Preis. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt ihren Beitrag zur Verständigung zwischen Muslimen und Christen.
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