Evangelische Kirche: Debatte über Ehe für Homosexuelle

"Kultur der Verbindlichkeit"

Spitzenvertreter der evangelischen Kirche haben die Bedeutung rechtlich verbindlicher Lebensformen unterstrichen. Der Ratsvorsitzende Bedford-Strohm sagte, in seiner Kirche werde weiter über die Gleichstellung Homosexueller diskutiert.

Gleichgeschlechtliche Partnerschaft (KNA)
Gleichgeschlechtliche Partnerschaft / ( KNA )

Er begrüße es, "dass es für gleichgeschlechtlich Liebende die Möglichkeit gibt, ihrem Willen zu einer lebenslang verbindlichen Partnerschaft eine auch rechtlich verbindliche Gestalt zu geben", schrieb der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Freitag auf Facebook. Die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau werde dadurch "kein bisschen" geschmälert: "Im Gegenteil - sie wird noch einmal unterstrichen."

Zur Frage rechtlicher Konsequenzen aus dem irischen Ja zur Homo-Ehe schrieb der bayerische Landesbischof, in der evangelischen Kirche sei die Diskussion über die Gleichstellung von homosexuellen Paaren noch nicht abgeschlossen. Für ihn ergebe sich aus zentralen biblischen Geboten der Impuls zu einer Öffnung der Kirche gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Das christliche Liebesgebot ermutige zur Überwindung von Diskriminierung jeder Art. Für ihn wiege das schwerer als einzelne Bibelstellen, die Homosexualität kritisieren, ergänzte der Ratsvorsitzende, der auf Facebook eine Stellungnahme veröffentlichte, die er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" gegeben hatte: "Ich wünsche mir für unsere Gesellschaft eine neue Kultur der Verbindlichkeit in unseren Beziehungen. Deswegen ist die Ehe für mich ein Zukunftsmodell, für das ich werbe."

Adoptionsrecht für Homosexuelle?

Bedford-Strohm schränkt ein, bei Adoptionen dürfe nicht der Wunsch von Erwachsenen, sondern das Wohl der Kinder der entscheidende Gesichtspunkt sein. In der EKD gebe es in diesem Punkt weiter Diskussionsbedarf, sagte er. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, erklärte, er könne sich ein Adoptionsrecht für homosexuelle Partnerschaften vorstellen. "Das A und O ist, dass Kinder ein Maximum an Zuwendung und Fürsorge bekommen", sagte er am Freitag in Düsseldorf. Bei Lesben und Schwulen, die in einer eingetragenen Partnerschaft Verantwortung füreinander übernehmen, sei dies in der Regel zu erwarten. Er rechne mit lebhaften Diskussionen über die Frage, ob homosexuelle Lebenspartner gemeinsam ein Kind adoptieren dürfen. "In Etappen werden wir aber dazu kommen", sagte er.

Der evangelische Landesbischof von Berlin, Markus Dröge, sagte "Spiegel Online": "Wenn Menschen, gleich welcher sexuellen Orientierung, dauerhaft und wechselseitig Verantwortung füreinander übernehmen, wollen wir als evangelische Kirche diese Verlässlichkeit fördern und begleiten." Deshalb habe die berlin-brandenburgische Synode auf ihrer Frühjahrstagung beschlossen, innerhalb von einem Jahr die Segnung von Menschen in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft der kirchlichen Trauung rechtlich und liturgisch gleichzustellen.

Mehrheit für Ehe von Homosexuellen

Nach einer "Focus"-Umfrage ist eine Mehrheit der Deutschen für die Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften mit der Ehe. Auch Unionsanhänger befürworten das mehrheitlich. 64 Prozent der Bürger bejahten die sogenannte Homo-Ehe, berichtet das Magazin in seiner am Samstag erscheinenden Ausgabe. 31 Prozent der Befragten lehnten sie ab. Fünf Prozent seien unentschieden. Bei den Anhängern von CDU und CSU fiel die Zustimmung mit 63 Prozent kaum geringer aus als in der Gesamtgesellschaft.

Nach der Meinungsumfrage von TNS Emnid befürworteten zudem 77 Prozent der SPD-Anhänger eine vollständige Gleichstellung. Bei den Grünen waren es 89 Prozent, bei den Liberalen 63 Prozent und bei den Linken 62 Prozent. Die Klientel der AfD sprach sich lediglich mit 14 Prozent für die Homo-Ehe aus. Befragt wurden Ende Mai 1.001 Bürger.


Bedford-Strohm (dpa)
Bedford-Strohm / ( dpa )
Quelle:
epd