"Wir müssten als katholische Kirche die Ersten sein, die Inklusion umsetzen", sagte Hüppe der Wochenzeitung des Bistums Münster "Kirche + Leben". Er kritisierte die Trennung zwischen behinderten und nicht-behinderten Menschen bereits als Kinder. Hüppe plädierte für Gebetbücher in Blindenschrift, Gebärden-Dolmetscher für die großen Messen in Domkirchen oder Gottesdienste in leichter Sprache. Die Kirche habe noch nicht verinnerlicht, dass "Teilhabe ein Menschenrecht und keine Gnade" sei.
So fehle auf dem derzeitigen Weltjugendtag in Panama ein Angebot für behinderte Jugendliche. Auch gebe es viele bischöfliche Gymnasien und Förderschulen, aber "nicht eine einzige bischöfliche inklusive Schule". Insgesamt wandte sich Hüppe gegen das Konzept der Förderschulen. Behinderte und nicht-behinderte Menschen hätten "keine gemeinsame Lebenswelt" mehr. "Wohlgemeinte Fürsorge führt so zu Ausgrenzung", sagte der Politiker. Das führe zu Berührungsängsten aus Unkenntnis.
Vorteile an Inklusionsschulen für alle Kinder
Auch erschwere es den Behinderten den Zugang zum Arbeitsmarkt. Häufig folge auf eine Förderschule eine Behindertenwerkstatt, nicht aber eine Stelle am ersten Arbeitsmarkt. "Wer 18 Jahre nicht gelernt hat, in der Welt der nicht-behinderten Menschen zu leben, sich mit den Reaktionen auf seine Behinderung auseinanderzusetzen, schafft es danach oft auch nicht mehr", so Hüppe.
An inklusiven Schulen hätten behinderte wie nicht-behinderte Schüler Vorteile, führte der ehemalige Behindertenbeauftragte aus. So reflektierten Kinder ohne Behinderung das Gelernte nochmals, wenn sie es einem Mitschüler mit Behinderung noch einmal erklärten. Hüppe sieht die Gesellschaft diesbezüglich jedoch im Rückschritt. Vor zehn Jahren habe es eine Aufbruchstimmung gegeben, aber nun seien "so viele Menschen in Sondereinrichtungen wie nie zuvor".