Ex-Geldfälscher sponsert mit seiner Kunst den Kölner Dombau

Pop-Art-Drucke von der Kathedrale

Wegen gefälschter Dollar landete er mal im Knast. Nun geht es dem Pop-Art-Künstler Hans-Jürgen Kuhl um einen ehrlichen Deal: Er verkauft Drucke vom Kölner Dom - und ein Teil des Erlöses kommt der Kathedrale zugute.

Autor/in:
Andreas Otto
Pressekonferenz 5.9.2024 - Einfach Kuhl v.l.n.r Dr. Albert Distelraht, stellvertretender Dombaumeister; Dr. Rüdiger Fuchs, Secretär des ZDV; Lukas Boecker; Hans-Jürgen Kuhl; Robert Boecker, Chefredakteur der Kirchenzeitung / © Marcus Laufenberg (ZDV)
Pressekonferenz 5.9.2024 - Einfach Kuhl v.l.n.r Dr. Albert Distelraht, stellvertretender Dombaumeister; Dr. Rüdiger Fuchs, Secretär des ZDV; Lukas Boecker; Hans-Jürgen Kuhl; Robert Boecker, Chefredakteur der Kirchenzeitung / © Marcus Laufenberg ( ZDV )

Hans-Jürgen Kuhl ist 82 Jahre alt und hat ein bewegtes Leben hinter sich: als Grafiker, Designer, Maler, Modeschöpfer - und auch als Geldfälscher. In seiner Karriere durchlebte der Kölner zahlreiche Höhenflüge und eine besonders schwere Bruchlandung.

Weil er falsche 100-Dollar-Noten im Wert von 16,5 Millionen Dollar herstellte, landete er - bereits im Rentenalter - im Bau. Schon während der Knastzeit widmete er sich aber wieder der ehrlichen Kunst. Und davon soll nun auch der Kölner Dombau-Verein profitieren, der Geld für Renovierungsprojekte an der Kathedrale sammelt.

Pressekonferenz 5.9.2024 - Einfach Kuhl / © Markus Laufenberg (ZDV)
Pressekonferenz 5.9.2024 - Einfach Kuhl / © Markus Laufenberg ( ZDV )

Kuhl hat sich wegen seiner Grafiken im Pop-Art-Stil einen Namen gemacht. Ob Marilyn Monroe, Mao, den VW-Käfer oder einfach Gummibärchen: Unzählige Motive hat der "kölsche Warhol" per Siebdruck in knalligen Farben aufs Papier gebracht.

Von Andy Warhol (1928-1987) ließ er sich etwas mehr als inspirieren - von dessen "Cologne Cathedral" oder dessen Flower-Motiv, das er "etwas farbiger und spannender" gestaltete. Eine andere Art Blütenproduktion, die der Urheber aber tolerierte. Aber nicht nur mit dieser Kunst verdiente Kuhl gutes Geld, sondern auch als Modedesigner. Als er in den 1960er-Jahren merkte, wie gut sich Hot-Pants in England verkauften, kopierte er diese Geschäftsidee und baute kurzerhand eine Kurze-Höschen-Produktion in Deutschland auf.

Verbindungen zur Unterwelt

Sein kreatives Talent blieb auch den Größen der Kölner Unterwelt nicht verborgen. Dort war er als "de Duv" - die Taube - bekannt. Für die "sehr guten Kunden" von dort schuf er exklusive Klamotten. So einträglich die Aufträge damals auch waren, "später war das halt negativ", so Kuhl.

Das war vor etwa 20 Jahren. Damals durchlebte Kuhl eine künstlerische und finanzielle Durststrecke. Leute aus dem Milieu verleiteten ihn dazu, Falschgeld zu produzieren. Er flog aber auf, nachdem in der Abfallverwertung Säcke mit fehlgedruckten Dollarnoten auftauchten.

Darin auch zerrissene Briefe mit der Adresse des Meisters. Das BKA fingierte einen Ankauf der Blüten. "Aber statt der Million gab's dann die Handschellen", blickt der Künstler zurück. Von der sechsjährigen Freiheitsstrafe verbrachte der geständige Grafiker viel im offenen Vollzug - heißt in seinem Atelier.

Vom Knast zurück zur Kunst

Das alles ist aber vorbei. Heute berät der geläuterte Künstler Nationalbanken bei der Herstellung fälschungssicherer Geldscheine.

Und er macht vor allem weiter mit seiner Kunst. Dabei reizt ihn nach wie vor das Motiv Kölner Dom. Den hat er mit einer Drohne aus allen Richtungen fotografiert und einige Aufnahmen künstlerisch gestaltet.

Jetzt ließ er sich dazu bewegen, aus seiner Dom-Serie drei Motive auszuwählen, die in limitierter Auflage als signierte Drucke für das kleine Portemonnaie zu haben sind. Je nach Größe - 50 mal 50 oder 100 mal 100 Zentimeter - variieren die Preise zwischen 450 und 750 Euro. Jeweils mehr als die die Hälfte bekommt der Dombauverein.

"Ich bin Kölner", sagte er bei der Präsentation am Donnerstag über seine Begeisterung für den Dom. Die Bauherren damals hätten mit einfachsten Mitteln wie einer Kordel Maß genommen - "und dass man dann so etwas hinkriegt". Gerne unterstütze er die rund 100 Leute der Dombauhütte. "Das ist so wichtig, dass der Dom erhalten bleibt. Und das kostet halt Geld." Mit seiner kriminellen Vergangenheit hat Kuhl längst abgeschlossen: "Das war eine Jugendsünde - da war ich ja erst 65."

Zentral-Dombau-Verein zu Köln von 1842

Seit Generationen tragen die Mitarbeiter des Zentral-Dombau-Vereins dafür Sorge, dass Geld für den Kölner Dom eingesammelt und im Sinne des Vereinsziels verwendet wird. Mehr als 60 Prozent der jährlichen Baukosten zur Erhaltung des Domes bringt der überkonfessionell und unabhängig organisierte ZDV jährlich auf. Das Geld der Mitglieder investiert der Verein dabei ausschließlich in die Renovierungs- und Erhaltungskosten des Kölner Wahrzeichens.

Ein alter, verwitterter Baldachin in der Werkstatt der Kölner Dombauhütte / © Harald Oppitz (KNA)
Ein alter, verwitterter Baldachin in der Werkstatt der Kölner Dombauhütte / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA