Ex-Generalvikar verteidigt sein Buch nach Kirchenaustritt

"Vorwurf an den Haaren herbeigezogen" 

Der frühere Generalvikar Andreas Sturm hat Kritik an einer Buchveröffentlichung unmittelbar nach seinem Austritt aus der Kirche zurückgewiesen. Das Buch solle eher eine Art Abschluss markieren, so Sturm in einem Interview.

Andreas Sturm (Bistum Speyer)

"Der Vorwurf, ich wolle mit dem Buch Kasse machen, ist an den Haaren herbeigezogen", sagte Sturm in einem Interview des Portals katholisch.de. 

"Die finanziellen Einbußen, die ich durch meinen Rücktritt als Generalvikar und meinen Verzicht auf die Beamtenpension in Kauf genommen habe, werden durch die Buchverkäufe nicht mal ansatzweise aufgewogen", fügte der frühere Verwaltungschef des Bistums Speyer hinzu.

Schreiben, um "abzuschließen"

Weiter sagte Sturm, das Buch solle eine Art Abschluss markieren, in dem er sein Ringen der letzten Jahre noch einmal Revue passieren lasse. 

Auf die Frage, ob das Schreiben eine Art Therapie gewesen sei, erklärte er, der Begriff Therapie sei "vielleicht ein bisschen zu groß". Aber natürlich habe das Schreiben des Buchs geholfen, zu reflektieren und "zu versuchen, dieses Kapitel meines Lebens abzuschließen". 

Umstrittenes Buch nach Austritt

Sturm war Mitte Mai überraschend aus dem Dienst der südwestdeutschen Diözese ausgeschieden und von Bischof Karl-Heinz Wiesemann von allen priesterlichen Aufgaben entbunden worden. Wenige Tage später wurde für Mitte Juni sein Buch angekündigt mit dem Titel "Ich muss raus aus dieser Kirche".

Früherer Generalvikar Andreas Sturm

"Ich habe im Lauf der Jahre Hoffnung und Zuversicht verloren, dass die römisch-katholische Kirche sich wirklich wandeln kann."

Sturm war seit 2018 Generalvikar in Speyer und damit Stellvertreter des Bischofs in Verwaltungsangelegenheiten. Zu seinem Rücktritt hatte er erklärt: "Ich habe im Lauf der Jahre Hoffnung und Zuversicht verloren, dass die römisch-katholische Kirche sich wirklich wandeln kann." Ab August wird er in der Bodensee-Region als Priester der alt-katholischen Kirche tätig sein.

Generalvikar

Ein Generalvikar gilt als wichtigster Mitarbeiter des Bischofs an der Spitze einer Diözese und als dessen "alter ego". Ihm fällt vor allem die Verwaltung zu. Darin ist er mit dem Manager eines Unternehmens vergleichbar. Laut Kirchenrecht besitzt er die Gewalt, "die der Diözesanbischof von Rechts wegen hat, um alle Verwaltungsakte erlassen zu können".

Das Generalvikariat ist zentrale Verwaltungsbehörde eines Bistums. Mancherorts heißt sie Ordinariat. Sie gewährleistet das Funktionieren von Seelsorge, Sozialdiensten und Bildungseinrichtungen.

Akten in einem Archiv / © Julia Steinbrecht (KNA)
Akten in einem Archiv / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA