Der Malteserorden hält ungeachtet der Corona-Infektionslage an seinem am Wochenende geplanten Großen Staatsrat in Rom zur Wahl einer neuen Leitung fest. Das bestätigte eine Sprecherin am Dienstag in Rom. Der 2017 im Eklat zurückgetretene frühere Ordensgroßmeister Matthew Festing hatte unter Verweis auf die Pandemie eine Verschiebung oder Online-Abstimmung gefordert und Zweifel an der Legitimität der vorgesehenen Wahl geäußert.
Ordenssprecherin Marianna Balfour sagte, man habe von Festing keine offizielle Mitteilung erhalten und von der Initiative nur aus digitalen Netzwerken erfahren. Festing und sechs Mitunterzeichner richteten demnach einen Brief an den neuen päpstlichen Delegaten der Malteser, Erzbischof Silvano Tomasi.
Kein Quorum erforderlich
Balfour erklärte, an dem Großen Staatsrat nähmen 46 von 56 Mitgliedern teil. Die fehlenden könnten teils wegen der strengen Restriktionen in Großbritannien nicht anreisen; zwei Italiener hätten sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigt. Für die Wahl eines neuen Großmeisters sei kein Quorum erforderlich.
Der Große Staatsrat entscheidet am Samstag über den Nachfolger des im April verstorbenen Großmeisters Giacomo Dalla Torre. Übergangsweise leitet der Portugiese Ruy Goncalo do Valle Peixoto de Villas-Boas (80) den Orden, der politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt ist und diplomatische Beziehungen zu mehr als 100 Staaten unterhält.