Exil-Tibeter beginnen Krisentreffen in Indien

Auf Kurssuche

Begleitet von Spekulationen über einen möglichen Rücktritt des Dalai Lama hat am Montag eine Versammlung von Exil-Tibetern im nordindischen Dharamsala begonnen. Das vom religiösen Oberhaupt der Tibeter einberufene Treffen soll eine Woche lang über die künftige Ausrichtung des Kampfes für ein freies Tibet beraten.

 (DR)

Das Treffen beginnt exakt 58 Jahre nach der Inthronisierung von Tenzin Gyatso als dem 14. Dalai Lama. Der 73-Jährige hatte zuvor erklärt, er habe kaum Hoffnung mehr auf Verhandlungen mit China über eine Autonomie für Tibet, für die er sich jahrzehntelang eingesetzt habe. Es ist das erste Mal in fast 60 Jahren im Exil, dass ein solches Gremium mit etwa 500 Delegierten einberufen wird. Der Dalai Lama selbst will nicht an der Versammlung teilnehmen.

Schon zuvor hatte der Friedensnobelpreisträger erklärt, er wolle sich Kommentaren enthalten, um die Beratungen nicht zu beeinflussen und die Versammlung aufgefordert, den "bestmöglichen Weg zu finden, um die Sache Tibets voranzubringen". In den vergangenen Wochen hatte der Dalai Lama immer wieder erklärt, er sei enttäuscht und sehe alle Verhandlungsbemühungen mit China gescheitert.

Spekulationen über den Gesundheitszustand des Dalai Lama
China hatte die indische Regierung aufgefordert, die Versammlung in Dharamsala zu stoppen und den Dalai Lama erneut beschuldigt, China spalten zu wollen. Tibet wurde in den 1950er Jahren von China besetzt, seit 1959 lebt der Dalai Lama im indischen Exil. China betrachtet Tibet als integralen Teil seiner Territoriums. Die tibetische Exilregierung hingegen fordert eine weitreichende Autonomie, die es den Tibetern ermöglichen würde, ihre Sprache, Kultur und Religion frei zu praktizieren.

Diese Position ist jedoch unter Druck geraten, nachdem ein Aufstand in Tibet im März dieses Jahres von der chinesischen Armee blutig niedergeschlagen worden war und die anschließenden Verhandlungen zwischen den Exil-Tibetern und China ohne Erfolg blieben. Vor allem unter jugendlichen Tibetern ist der Ruf nach der Unabhängigkeit Tibets lauter geworden.

In diesem Jahr musste sich der Dalai Lama bereits mehrmals im Krankenhaus behandeln lassen, was Spekulationen über seinen Gesundheitszustand und seinen möglichen Rückzug aus der Politik weiter angeheizt hat. Es wird erwartet, dass die Nachfolge des Dalai Lama ein Thema des Krisengipfels sein wird. Der religiöse Führer hatte in der Vergangenheit bereits angedeutet, dass er entgegen der jahrhundertelangen Regelung einen Nachfolger benennen könnte. Der tibetischen Tradition zufolge wird der Dalai Lama nach seinem Tode wiedergeboren und nach einer sorgfältigen Suche als Kind aufgefunden und im Kloster für seine künftige Aufgabe ausgebildet.