Experten beobachten Zuspitzung im Jemen - Warnung vor Hungersnot

16 Millionen Menschen leiden Hunger

Die Lage im Jemen spitzt sich nach Einschätzung der Welthungerhilfe weiter zu. Es drohe eine akute Hungersnot, erklärte die Organisation am Dienstag in Bonn. Die Lage der Menschen verschlechtere sich trotz der aktuellen Friedensbemühungen täglich.

Rar im Jemen: Frisches Wasser und Essen / © Mohammed Mohammed (dpa)
Rar im Jemen: Frisches Wasser und Essen / © Mohammed Mohammed ( dpa )

Die Friedensgespräche seien wichtig, betonte der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge. Nur eine politische Lösung könne das Leid der Bevölkerung dauerhaft beenden. Die Helfer bräuchten aber mehr Flexibilität, um Gelder dort einsetzen zu können, wo sie am dringendsten gebraucht würden. Zudem müsse mehr Druck auf die Autoritäten vor Ort ausgeübt werden, um den Zugang der Hilfsorganisationen zu verbessern.

Der Präsident des International Rescue Committee, David Miliband, warnte vor einem Scheitern des aktuellen Waffenstillstandes. In diesem Fall drohe noch schwerere Gewalt als bislang, sagte er der "Welt". Das Land brauche einen "konstruktiven internationalen Einsatz", so der frühere britische Außenminister.

Der Fall Khashoggi verändert Wahrnehmung des Jemen-Krieges

Dem Jemen fehlten die politischen Strukturen, um jede Volksgruppe zu beteiligen, sagte Miliband zu den Hintergründen des Konflikts. "Das Regierungssystem spiegelte nie die verschiedenen geografischen, religiösen und kommunalen Interessen wider." Durch den Einfluss verschiedener radikaler Gruppen gleiche das Land einem Pulverfass. Durch den Fall des ermordeten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi habe sich die Wahrnehmung des Jemen-Krieges in den USA stark verändert, so der Experte.

"Es ist für die Menschen im Jemen bittere Ironie, dass über den Tod einer Person mehr berichtet wird als über das Leiden Millionen von Menschen." Der Fall Khashoggi und der Krieg im Jemen hätten ihre Straflosigkeit gemein: "Wir müssen gegen diese Politik der Straffreiheit kämpfen", forderte Miliband. Die amerikanischen Beziehungen zu Saudi-Arabien sollten "nicht als Freibrief genutzt werden, sondern für humanitäre und politische Zwecke".

Papst Franziskus: "Die Bevölkerung ist ausgelaugt vom langen Konflikt"

Nach UN-Angaben leiden knapp 16 Millionen Menschen im Jemen Hunger; das ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Rund zwei Millionen Kinder unter fünf Jahren sind demnach unterernährt. Etwa 250.000 Jemeniten sind laut der Welthungerhilfe von einer Hungersnot bedroht.

Auch Papst Franziskus hatte zuletzt wiederholt zu Dialog und Frieden in der arabischen Welt aufgerufen. Bei seinem Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten, der am Dienstag zu Ende ging, appellierte der Papst an die Länder der Region, alles für ein Ende der Kriege im Nahen Osten zu tun. "Ich denke dabei insbesondere an Jemen, Syrien, Irak und Libyen", sagte Franziskus. Die Emirate zählen zu der von Saudi-Arabien geführten Koalition, die im Jemen gegen schiitische Rebellen kämpft.

Bereits im Vorfeld seiner Reise hatte der Papst auf die humanitäre Not im Jemen hingewiesen. Er verfolge die Lage mit "großer Sorge", so Franziskus. "Die Bevölkerung ist ausgelaugt vom langen Konflikt, und sehr viele Kinder leiden Hunger, aber es ist nicht möglich, an Lebensmittelvorräte zu gelangen".

 


Logo der deutschen Welthungerhilfe / © Sabine Schüller (KNA)
Logo der deutschen Welthungerhilfe / © Sabine Schüller ( KNA )

Mathias Mogge, Vorstand Programme der Welthungerhilfe (KNA)
Mathias Mogge, Vorstand Programme der Welthungerhilfe / ( KNA )
Quelle:
KNA
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