Expertin organisiert Pilgertouren mit Fokus auf Frauen

"Alles, was irgendwie mit Frauen zu tun hat"

Pilgerexpertin Beate Steger hat vor einem Jahr das Projekt "Pilger. Schön" in Baden übernommen. Dafür sucht sie Orte, an denen Frauen ihre Spuren hinterlassen haben. Sie freut sich, wenn sie nicht nur Marienfiguren findet.

Symbolbild Frau mit Rucksack im Wald / © Infinity Time (shutterstock)
Symbolbild Frau mit Rucksack im Wald / © Infinity Time ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Geht es beim Frauenpilgern um Gurkenmasken?

Beate Steger (Pilgerexpertin): (lacht) Nein, aber man könnte natürlich abends nach erfolgreichem Pilgern, wenn man normalerweise die Füße pflegt, eine Gurkenmaske auflegen.

Kapelle in der Nähe von Oberkirch, Orteneu / © Gerhard Roethlinger (shutterstock)
Kapelle in der Nähe von Oberkirch, Orteneu / © Gerhard Roethlinger ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie haben die Aufgabe übernommen, bei Etappe Sieben durch die Ortenau von Achern nach Ettenheim die Wegplanung für "Pilger. Schön" zu machen. Wie gehen Sie da vor?

Steger: Ich muss erstmal sagen, dass es "Pilger. Schön" Baden ist. Es gibt auch noch "Pilger. Schön" Württemberg. Da bin ich von Anfang an mit dabei. Bei Baden habe ich es erst jetzt nach einigen Jahren übernommen.

Bei den Badenerinnen suche ich die Frauenorte selber aus. Ich weiß durch welche Kirchenbezirke ich den Weg legen muss und welche Städte ich streifen oder durchqueren soll. Dann suche ich Frauenorte. 

Beate Steger

"Das können Orte sein, in denen Frauen in religiöser Hinsicht tätig geworden sind." 

Das können Orte sein, in denen Frauen in religiöser Hinsicht tätig geworden sind. Aber es werden auch Frauen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur thematisiert. Es können auch Sagenfiguren sein. Alles, was irgendwie mit Frauen zu tun hat. 

Ich suche diese Orte auf und versuche sie auf schönen Wanderwegen miteinander zu verbinden. Ab und zu kommt man da auch mal durch eine Stadt, aber auf Wegen, die schön zu gehen sind.

Beate Steger

"Wobei wir versuchen, auch andere Frauen in den Vordergrund zu rücken, nicht nur Hexen oder alte Bekannte."

DOMRADIO.DE: Wenn es um Märchen und Sagen geht, kommt man vielleicht auch am Lebkuchenhaus vorbei.

Steger: Ja, Hexen natürlich auch. Wobei wir versuchen, auch andere Frauen in den Vordergrund zu rücken, nicht nur Hexen oder alte Bekannte. Natürlich sind, wenn ich in Kirchen gehe und nach Frauenfiguren schaue, zu 80 Prozent Marienfiguren zu finden. 

Die heilige Elisabeth von Thüringen / © Zvonimir Atletic (shutterstock)
Die heilige Elisabeth von Thüringen / © Zvonimir Atletic ( shutterstock )

Aber manchmal gibt es auch die Heilige Barbara, Elisabeth von Thüringen oder vielleicht auch unbekanntere Frauen. Ich freue mich sehr, wenn ich so etwas finde.

DOMRADIO.DE: Es geht um bedeutende und wichtige Frauen. In Offenburg zum Beispiel haben sie Aenne Burda mit dabei. Was war mit der?

Steger: Aenne Burda war eine sagenhafte Figur. Sie hat sich selbstständig gemacht und die bekannte Zeitschrift Burda Moden herausgebracht. Das alles, nachdem sie entdeckt hatte, dass ihr Mann sie mit einer anderen Frau betrogen hatte, mit der er sogar ein Kind hatte. 

Von ihr findet man vieles in Offenburg. Sie hat viele Spuren hinterlassen. Es gibt ihr Grab, die Kirche, in der sie getauft worden ist, oder auch das Verlagsgebäude, in dem sie die Zeitschrift Burda Moden groß gemacht hat.

DOMRADIO.DE: Da kommt man überall auf dem Frauenpilgerweg auf der siebten Etappe vorbei. Gibt es noch andere Frauen die thematisiert werden?

Steger: Uta von Schauenburg war eine ganz wichtige Dame des zwölften Jahrhunderts. Sie war mit einem Markgrafen verheiratet und Tochter eines Pfalzgrafen. Wir lernen sie einmal beim Kloster Allerheiligen in der Oppenau kennen. Das Kloster hat sie gestiftet, aber jetzt ist es eine Ruine. 

Wir haben dort auch eine Pilgerunterkunft. Das sind besondere Bedingungen für Pilgerinnen und Pilger. Es dürfen auch Männer den "Pilger. Schön"-Weg gehen. Wir haben auch noch die Schauenburg selber bei Oberkirch dabei. Das ist auch wieder eine Ruine. Dort hat sie wahrscheinlich auch länger gelebt. Man kann der Uta toll auf diesem Weg begegnen.

DOMRADIO.DE: Die siebte Etappe hat 110 Kilometer. Gibt es für den Pilgerweg eine offizielle Einweihung mit Bürgermeister und roter Schleife?

Steger: Wir machen eine Eröffnungspilgertour von drei Tagen im September. Dafür haben sich schon 25 Frauen angemeldet. Aber eine richtige Eröffnung mit Band durchschneiden gibt es nicht. Dafür sind wir auf drei Etappen dieser 110 Kilometer unterwegs. Wir werden auch zum Kloster Allerheiligen gehen und zu den Edelfrauengrab-Wasserfällen. Das ist auch wieder ein Frauenort mit einer Edelfrau. 

Es sind alle eingeladen, diesen Weg zu gehen. Es gibt Pilgerführer, in denen ich den Weg genau beschreibe. Es gibt die GPS-Tracks, nach denen man gehen kann. Die Pilgerführer sind jedoch besser, weil man die einzelnen Frauenorte genau beschrieben hat. 

Es sind viele Bilder dabei. Wenn man bei schlechtem Wetter unterwegs ist, dann hat man wenigstens die Bilder mit Sonnenschein.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Beate Steger

Beate Steger kam eher zufällig auf den Jakobsweg und ist seitdem fasziniert. Sie entschied sich danach selbst zu pilgern und hat ihr Leben dem Pilgern gewidmet, indem sie Jakobswege dokumentiert und als Pilgerexpertin arbeitet. Seit November 2018 schreibt sie freiberuflich für das Magazin "der pilger". Sie  verfasst Texte über Pilgerwege, gibt Pilgertipps und veröffentlicht Pilgerporträts. Außerdem hat sie mehrere Pilgerführer veröffentlicht. 

Beate Steger ist Pilgerexpertin und gibt auf DOMRADIO.DE regelmäßig Tipps zu Pilgern. / © privat
Beate Steger ist Pilgerexpertin und gibt auf DOMRADIO.DE regelmäßig Tipps zu Pilgern. / © privat
Quelle:
DR