Fairtrade-Organisation über den sozial gerechten Anbau von Rosen

"Als Verbraucher auch nachhaken"

Gerne werden am Valentinstag Blumen verschenkt. Was oft übersehen wird: Die meisten werden unter schlechten Arbeits-Bedingungen in Ostafrika angebaut. Edith Gmeiner von Fairtrade Deutschland wirbt daher für die fair gehandelte Rose. Ein domradio.de-Interview. 

Rosenglück / © St.Q.
Rosenglück / © St.Q.

domradio.de: Wenn ich eine Rose für den Valentinstag kaufe - welchen Weg hat die dann schon hinter sich?

Edith Gmeiner (Pressereferentin bei Fairtrade Deutschland): Die meisten Rosen kommen aus Ostafrika, zum Beispiel aus Kenia, Äthopien und Tansania. Das ist das zentrale Anbaugebiet für Rosen, die dann hier verkauft werden. Nach dem Anbau wird die Blume mit dem Flugzeug nach Europa geflogen. Eine konventionelle Rose kommt erstmal nach Amsterdam auf die Blumenbörse und wird dann weiter in die Verkaufsorte gefahren.

domradio.de: Wenn wir über Schokolade und Kleidung sprechen, wissen viele, dass diese Dinge oft nicht fair produziert werden. Doch bei Rosen ist das weitestgehend unbekannt.

Gmeiner: Der Anbau in Ostafrika hängt auch mit dem warmen Klima zusammen. In den Anbauländern werden die Rosen in großen Gewächshäusern gezogen. Hier in Europa müssen die Rosen dabei aufwändig beheizt werden. Das ist da nicht der Fall; klimatisch gibt es dort gute Anbaubedingungen. Aber den Beschäftigten auf den Farmen fehlt der Arbeitsschutz, sehr lange Arbeitstage sind normal. Deswegen haben wir als "Fairtrade" gesagt: Es gibt, Kaffee, Kakao oder Bananen, die von weit herkommen. Bei der Rose ist es genauso, auch wenn es vielleicht nicht allen bewusst ist. Aber auch da müssen wir reingehen und schauen, dass es für die Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen gibt.

domradio.de: Was unterscheidet eine fair gehandelte Rose von einer normalen Rose?

Gmeiner: Das, was ich gerade schon genannt habe. Es geht darum, dass es Arbeitsschutz- und sicherheit und Versammlungsfreiheit gibt. Aber es geht auch um Standardsachen wie Arbeitsverträge. Die Arbeiter müssen wissen, wenn sie morgen wieder zur Rosenfarm fahre, auch immer noch einen Job haben. Sie müssen über ihre Rechte Bescheid wissen.

domradio.de: Wie funktioniert das Ganze denn organisatorisch?

Gmeiner: Es gibt um verschiedene Kriterien, die eingehalten werden müssen: Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit, aber auch eine Verringerung von Pestiziden, Wasseraufbereitungsmaßnahmen, Kompostierung. Diese Kriterien werden von einem externen Kontrollunternehmen geprüft. Dann darf so eine Farm die Rosen als "fairtrade" verkaufen und hier mit dem entsprechenden Siegel anbieten.

domradio.de: Wie reagieren die Kunden darauf? Die sind ja vermutlich etwas teurer als die Standardrosen?

Gmeiner: Die sind ein bisschen teurer, das stimmt. Doch mittlerweile ist jede vierte Rose schon fair gehandelt. Das ist ein sehr erfolgreiches Produkt. Es gibt natürlich noch Luft nach oben. Aber gerade durch Aktionen am Valentinstag, dem Frauentag oder Muttertag wird der faire Anbau unterstützt. Mit einer Fair Trade Rose kann man an so einem Tag sagen: Ich stärke Frauen und Beschäftigte im globalen Süden.

domradio.de: Wenn ich mir jetzt einen Strauß fair gehandelter Rosen besorgen will - wo bekomme ich den her?

Gmeiner: Es gibt ganz viele Orte, an denen man fair gehandelte Rosen bekommen kann: Zum Beispiel in verschiedenen Supermärkten, bei Floristen und Blumenfachgeschäften. Das Wichtigste ist, dass wir als Verbraucher auch nachhaken; dass wir einfach mal fragen, ob sie fair gehandelt wurden. Dadurch kann man einen Nachfragedruck erzielen und sagen: Wir wollen mehr davon auf dem Markt haben.

Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch. 


Quelle:
DR