Noch einmal ziehen die Sommerwochen am Meer an mir vorbei. Mein Blick bleibt an einem Strandbild mit Feuer hängen. Es kommt selten vor, dass der Wind an unserem irischen Urlaubsort ein Strandfeuer zulässt.
Und auch an jenem Abend blies uns der Wind die Haare um die Ohren und den Rauch ins Gesicht. Aber die Sehnsucht danach, uns als Familie draußen um das Feuer zu versammeln, war stärker. Ein Foto von diesem Abend zieht mich in seinen Bann.
Die Dämmerung war eingebrochen, das Foto ist von weitem aufgenommen. Wiese und Strand sind um diese Zeit rau, es ist kaum noch Licht da, um alles und alle aufzuhellen. Es ist auch schon kalt, alle haben die Kapuzen tief ins Gesicht und die Jacken eng um sich gezogen.
Nachdenklich betrachte ich das Foto. Wir sind keine besonders friedliche Familie, ärgern uns oft übereinander. Die üblichen Dinge: bei wie viel Ordnung ist es ordentlich? In welchem Ton reden wir miteinander, wann kotzt jemand einfach nur seine schlechte Laune ins Wohnzimmer - und wessen Beschwerde muss gehört werden, weil er übergangen, vergessen oder verletzt wurde? Wann lassen wir, weil alle müde sind, fünfe gerade sein und den Spül stehen - und wann reißen wir uns am Riemen, kochen trotz voller, langer Tage noch ein schönes Essen, damit das Gefühl nicht austrocknet, als Familie verbunden zu sein?
Keine Frage: Jeder und jede von uns hat hässliche Seiten, die wir beim anderen mal aushalten und mal empört zurückweisen.
Aber während ich das Foto betrachte, merke ich, wie sehr wir doch eine Gemeinschaft sind. Zudem eine die ja auch meine hässliche, anstrengende Seite aushält.
Jetzt breitet sich Dankbarkeit in mir aus. Dankbarkeit darüber, dass es Feuerzeiten zwischen uns gibt, in denen wir uns um ein Strandfeuer oder den Esstisch versammeln. Erzählen und zuhören. Feuerzeiten, in denen es friedlich, lustig, harmonisch und lebendig bei uns und zwischen uns ist.
Ich staune, wie viel Licht das kleine Feuer in die Dunkelheit am Strand bringt. Vielleicht muss ja das Feuer zwischen uns nicht groß sein, wenn ein kleines Feuer so viel kann.
Sicher ist nur: Wir dürfen es nicht ausgehen lassen.