Da die Zeiten der Ausbildung und der Berufseinführung immer länger dauerten, stehe die Gründung einer Familie dadurch "meist hinten an, wie als 'Zugabe' in der Lebensplanung zu Beruf und Karriere", sagte Heiner Koch im Interview zum katholischen Familiensonntag.
Der Familienbischof der Deutschen Bischofskonferenz forderte in dem Interview "eine größere Unterstützung seitens Politik und Gesellschaft, damit sich Eltern zum Beispiel eine längere Auszeit aus ihren Berufen finanziell erlauben können." Auch der Wiedereinstieg ins Berufsleben sollte erleichtert werden. Letztlich aber könne auch die Kirche die Realität nicht ausblenden, so Koch: "Ob und wann junge Paare Kinder bekommen, ist ihre Entscheidung. Die müssen wir akzeptieren."
Eltern müssen selbst entscheiden können
Der Familienbischof´, der auch gleichzeitig Erzbischof von Berlin ist, kritisierte außerdem, dass Familienpolitik "oftmals ein Anhängsel der Wirtschaftspolitik" geworden sei. Familienfreundlichkeit werde dabei vor allem so definiert, "dass beiden Elternteilen zwar eine berufliche Auszeit ermöglicht wird, aber eben nur so kurz wie möglich". Für ihn, so Koch, bedeute Familienfreundlichkeit aber, "dass die Eltern selbst entscheiden können, wie lange diese Auszeit dauert".
Der Staat habe die Aufgabe, verschiedene Lebensmodelle aktiv zu unterstützen: "Es kann nicht sein, dass Eltern für das Ausscheiden aus dem Berufsleben bestraft werden, dass sie finanziell schlechter gestellt und nach einer Erziehungszeit schlechter wieder ins Berufsleben integriert werden. Da ist die Politik gefordert."
"Ehe keine Alternative unter vielen"
Der Bischof kündigte zudem einen Hirtenbrief der deutschen Bischöfe zum Thema Ehe und Familie an - "konkret bezogen auf die kirchliche, gesellschaftliche und politische Situation in Deutschland". Darin wolle man zum Beispiel die Frage ansprechen, "wie wir junge Menschen dafür begeistern können, sich das Sakrament der Ehe zu spenden. Manchmal hat man den Eindruck, dass es vielen Menschen egal sei, wie sie denn nun zusammenleben. Wir wollen dagegen klarmachen, dass das Sakrament der Ehe eben nicht einfach eine Alternative von vielen ist."
Konkret planten die Bischöfe unter anderem eine längere Ehevorbereitung, betonte Koch: "Gerade in unserer Gesellschaft, wo es nicht mehr selbstverständlich ist, Christ zu sein oder den eigenen Glauben zu kennen, könnten solche Kurse zunehmend eine Rolle spielen." Auch die Begleitung von Ehepaaren wolle man intensivieren, für junge genauso wie für ältere Paare.