Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat die Bedeutung der Eucharistie in seinem Fastenhirtenbrief hervorgehoben. Woelki erinnert darin an den altchristlichen Brauch, wonach in jeder Gemeinde am Sonntag nur eine Eucharistie als Versammlung der ganzen Gemeinschaft gefeiert worden sei. "Dahinter steht die Glaubensüberzeugung, dass die Feier der Eucharistie am Sonntag der Sammlung der Gemeinde und nicht ihrer Zerstreuung - gleichsam ihrer 'Diaspora' - dienen soll", so der Erzbischof.
Auf Tradition zurückbesinnen
Die Praxis habe in der katholischen Kirche bis ins 19. Jahrhundert hinein Geltung gehabt und sei in der Ostkirche bis heute in Kraft. Angesichts der aktuellen Situation der Seelsorge votiert Woelki dafür, sich auf "diese alte Tradition zurückzubesinnen und sie situationsgerecht und pastoral verantwortet zu erneuern".
In der Messfeier mit dem Sakrament der Eucharistie wird nach katholischem Verständnis Christus durch eine Wandlung von Brot und Wein selbst gegenwärtig. Dieser Feier in Gedenken des letzten Abendmahls Jesu darf nur ein Priester oder Bischof vorstehen.
Angesichts der rückläufigen Zahl von Geistlichen gibt es vielerorts keine Messfeiern mehr, oder sie drohen abgesetzt zu werden. Daher wird der Ruf nach alternativen Formen von Gottesdiensten laut, die auch von Laien geleitet werden können.
"Die Eucharistie ist und bleibt das Herz der Kirche", betont der Erzbischof in dem Hirtenbrief. Sie sei durch nichts ersetz- oder austauschbar. Deshalb müsse die Kirche dafür sorgen, dass genügend Priester zur Verfügung stehen. Der Fastenhirtenbrief soll an diesem Wochenende in den Sonntags- und Vorabendgottesdiensten des Erzbistums verlesen werden.
Bewusstsein für Eucharistie erneuern
Nach den Worten des Kardinals muss sich das Bewusstsein für die Bedeutung der sonntäglichen Eucharistiefeier "dringend erneuern". Dabei werde nicht nur an ein vergangenes Geschehen erinnert; "in den eucharistischen Gaben ist der Herr wirklich gegenwärtig".
Und die Kirche sei dort am dichtesten gegenwärtig, wo die Eucharistie gefeiert werde. "Die Teilnahme am gemeindlichen Sonntagsgottesdienst ist immer noch ein sensibler Gradmesser für die sonstige Teilnahme am kirchlichen Leben - auch wenn dies heute nicht gern gehört wird", so Woelki.