Fastenimpuls von Kaplan Thomas Hufschmidt

Samstag der dritten Fastenwoche

Jeden Tag ein Impuls: Mit Kaplan Thomas Hufschmidt aus der Pfarreiengemeinschaft Sinzig durch die Fastenzeit.

 (DR)

LK 18,9-14:

In jener Zeit erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Beispiel: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Impuls Kaplan Thomas Hufschmidt:

Wie gehen Sie mit Menschen um, über die Sie sich aufregen? Oft neigen wir doch dazu, den Leuten das nicht direkt zu sagen, sondern immer hintenrum zu lästern, mit anderen über sie zu sprechen, um so dem Ärger Luft zu machen. Aber die direkte Konfrontation meiden wir in der Regel.

Mir geht es auch hin und wieder so. Vor ein paar Jahren hat sich meine Sichtweise darauf jedoch etwas geändert. Ich habe mit einem Mitbruder über jemanden gesprochen, der mich mal wieder total aufgeregt hat. Auf einmal sagte er zu mir: "Vielleicht sollten wir gemeinsam für die Person beten und nicht mehr so viel drüber reden." Ich wusste zunächst überhaupt nicht wie ich darauf reagieren sollte. Aber diese Aussage hat mich nachhaltig geprägt und immer wieder kommt sie mir in den Sinn, wenn ich mich dabei ertappe über andere zu reden.

Vielleicht ist das, liebe Mitchristen, ja auch so etwas, was Jesus im Evangelium anspricht. Nicht der Pharisäer, der für sein So-Sein in Abgrenzung zu den anderen dankt, sondern der Zöllner, der selbst als demütig Bittender vor Gott tritt, kehrt als Gerechter zurück. Wenn ich über andere reden oder gar lästere, tue ich doch indirekt auch das, was der Pharisäer tut. Ich stelle mich als perfekten Menschen dar – ohne es explizit zu sagen – und den anderen als jemand, der nicht in mein Raster passt.

Ich glaube, es tut uns gut, wenn das ein Jeder für sich nochmal beherzigt: Für den anderen und für uns beten, denn auch wir sind nicht perfekt. Vielleicht geht es Ihnen ja so wie mir, dass auch Sie das nachhaltig prägt.


Quelle:
DR