Fastenimpuls von Kaplan Thomas Hufschmidt

Sonntag der fünften Fastenwoche

Jeden Tag ein Impuls: Mit Kaplan Thomas Hufschmidt aus der Pfarreiengemeinschaft Sinzig durch die Fastenzeit.

 (DR)

Joh 12,20-33

In jener Zeit traten einige Griechen, die beim Osterfest in Jerusalem Gott anbeten wollten, an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und sagten zu ihm: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus. Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.

Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen. Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert. Andre sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet. Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch. Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde. 

Impuls:

Politikern wird oft nachgesagt, sie könnten auf eine an sie gerichtete Frage eine gefühlte Ewigkeit antworten, ohne die Frage wirklich zu behandeln. Ausnahmen bestätigen sicherlich die Regel, aber diese Beschreibung haben sie, wenn nicht erlebt, dann sicherlich schonmal gehört.

Ähnlich sieht es auch mit dem Anliegen der Griechen im Evangelium aus, die nichts Anderes wollten als Jesus zu sehen. Und als Andreas und Philippus zu Jesus gehen, um ihm dieses Anliegen der Griechen vorzubringen, fängt dieser an zu reden, ohne dabei auf die Bitte der Griechen einzugehen. Er beginnt seine letzte große öffentliche Rede vor seiner Passion.

Jesus spricht von seiner Verherrlichung. Er umschreibt sie mit dem Bild des Weizenkorns und der Aussage, dass man sein Leben geringachten muss, um es zu bewahren bis ins ewige Leben. Liebe Mitchristen, in diesem ersten Teil des Evangeliums kommt mit diesen Aussagen etwas zum Ausdruck, was auch für sie und mich fruchtbar werden kann. Jesus sagt von sich, dass er sein Leben verherrlicht, in dem er sich verschenkt und sich lässt. Und auch wir sollen das tun. Man könnte es so formulieren: Unser Leben lebt aus dem Sich-Verschenken und Sich-Lassen. Nicht wir sollen im Mittelpunkt stehen, sondern die Mitmenschen und Gott.

Karl Barth sagt hierzu: "Kehre du uns von uns selbst weg zu dir hin. Lass es nicht zu, dass wir es ohne dich machen wollen." Wenn Sie in der Fastenzeit bisher noch keine Gelegenheit dazu hatten, so bietet der heutige Passionssonntag, zwei Wochen vor Ostern, die Möglichkeit. Verschenken sie sich. Wie gut, dass Jesus den Griechen so ausschweifend geantwortet hat.


Kaplan Thomas Hufschmidt (privat)
Kaplan Thomas Hufschmidt / ( privat )
Quelle:
DR