Rabbiner kritisieren Nazi-Vergleich von Trabert

Fehlendes Augenmaß

Kritik am historischen Vergleich: Die Konferenz der Europäischen Rabbiner reagiert empört auf die Äußerungen des Linken-Kandidaten fürs Bundespräsidentenamt Trabert. Diese Vergleiche seien geschichtsvergessen und deplatziert.

Der Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten der Partei Die Linke, Gerhard Trabert / © Kay Nietfeld (dpa)
Der Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten der Partei Die Linke, Gerhard Trabert / © Kay Nietfeld ( dpa )

Die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) hat empört auf einen Nazi-Vergleich des Bundespräsidentschaftskandidaten der Linken, Gerhard Trabert, reagiert. "Gerade in Zeiten von immer radikaler werdenden Corona-Verschwörungstheorien und unsäglichen Vergleichen etwa des Impfens mit der Verfolgung von Juden hätte man von einem Kandidaten für das höchste Staatsamt mehr Augenmaß und Zurückhaltung erwarten können", erklärte der CER-Präsident, Moskaus Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, am Montag. "Solche Vergleiche sind absolut deplatziert und geschichtsvergessen. Sie sind enttäuschend angesichts des Amtes, das Gerhard Trabert anstrebt. Diese Vergleiche müssen endlich aufhören."

Traberts Vergleich

Trabert hatte beim Jahresauftakt der Linken am Samstag unter anderem gesagt: "Wie damals viele Deutsche wussten, was mit den Juden geschieht, ist es heute so, dass wir wissen, was mit geflüchteten Menschen im Mittelmeer, in libyschen, in syrischen Lagern geschieht. Wir wissen, wie die Armut zunimmt, wir wissen um die erhöhte Sterberate von armen Menschen auch hier in Deutschland. Wenn man vergleicht das reichste mit dem ärmsten Viertel, sterben arme Frauen 4,4 und arme Männer 8,6 Jahre früher. Das ist alles ein Skandal."

Reaktionen aus der Politik

Diese Äußerungen hatten am Wochenende bereits Kritik auf sich gezogen. So sagte der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Johannes Vogel, der "Welt am Sonntag", mit Blick auf die soziale Ausgrenzung heute eine Parallele zur Verfolgung von Juden in der NS-Zeit zu ziehen, sei "absolut inakzeptabel und ebenso wirr wie historisch entglitten". Ihm sei "völlig unbegreiflich, dass sich immer wieder jemand findet, der geschichtsvergessene Vergleiche zur NS-Zeit zieht". Der Kandidat der Linken disqualifiziere sich damit "selbstverständlich und für jeden offenkundig für das höchste Staatsamt". Die Partei sollte kritisch abwägen, ob sie diese Kandidatur weitertrage.


Quelle:
KNA