Die fünfminütige Sendung "Worte des heiligen Johannes Paul II." strahlte TVP1 am Freitagabend zum ersten Mal aus. Mit der kurzfristigen Programmänderung bekennt sich der Sender im Streit über den Umgang des polnischen Papstes (1978-2005) mit Missbrauchsfällen zu dem früheren Kirchenoberhaupt.
Papstworte gehören zu meistzitierten in Polen
Bereits am Donnerstagabend präsentierte TVP1 um kurz nach 20 Uhr überraschend mehr als eine halbe Stunde lang die ganze Predigt von Johannes Paul II. vom 2. Juni 1979 - gut ein halbes Jahr nach seiner Wahl zum Papst - bei seinem ersten Besuch in Polen. Bei der damaligen Freiluftmesse in Warschau hatte er zur Erneuerung seines Heimatlandes aufgerufen. Dies wurde als Anstoß zum politischen Umbruch verstanden und stärkte die demokratische Opposition gegen die kommunistischen Machthaber. Die Predigt gilt als Meilenstein beim Niedergang des damaligen Regimes und trug zu dessen Sturz zehn Jahre später bei.
Die Papstworte auf dem damaligen Warschauer Siegesplatz vom Pfingstsamstag gehören zu seinen meistzitierten in Polen. Wörtlich sagte er damals: "Ich, ein Sohn polnischer Erde und zugleich Papst Johannes Paul II., ich rufe aus der ganzen Tiefe dieses Jahrtausends, rufe am Vorabend des Pfingstfestes zusammen mit euch allen: Herr, Dein Geist steige herab! Dein Geist steige herab! Und erneuere das Antlitz der Erde! Dieser Erde! Amen."
Ausgestrahlte Fernseh-Doku löste hitzige Debatte aus
Eine am Montagabend vom Privatsender TVN24 ausgestrahlte Fernseh-Doku hatte in Polen eine hitzige Debatte über Johannes Paul II. ausgelöst. In dem TV-Bericht wurde ihm vorgeworfen, er habe als Erzbischof von Krakau vor seiner Papstwahl von Anschuldigungen sexuellen Kindesmissbrauchs gegen drei Geistliche gewusst, habe sie aber trotzdem weiter in Pfarreien arbeiten lassen. Für einen Priester schrieb Johannes Paul II. der Doku zufolge 1972 ein Empfehlungsschreiben an den damaligen Wiener Kardinal Franz König, um ihn in eine österreichische Kirchengemeinde schicken zu können. Über die Vorwürfe gegen den Priester habe er König nicht informiert.
Regierung, Parlament und die katholischen Bischöfe des Landes verteidigten den früheren Papst darauf und betonten, er sei ein überaus bedeutender Landsmann gewesen. Linke Politiker forderten hingegen ein Ende des "Kultes" um ihn.