Ein vom ZDF übertragener Gottesdienst aus einer von der Flut beschädigten Kirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler hat an die Flutkatastrophe vor einem Jahr erinnert. Die Kirche selbst ist noch eine Baustelle, die Spuren der Flut überall erkennbar: der Boden herausgestemmt, der Putz an den Wänden abgeklopft, Figuren zum Schutz vor Feuchtigkeit verhüllt, ein Altar wurde für den Fernsehgottesdienst improvisiert.
Pfarrer Jörg Meyrer erinnerte an die Toten. Auch ging er darauf ein, wie sich das Leben der Menschen im Ahrtal durch die Katastrophe verändert hat. "Es tut immer noch weh, die Zerstörung jeden Tag", sagte er. Vieles sei geschafft. Und dennoch sei es noch ein weiter Weg.
Meyrer berichtete auch persönlich vom vergangenen Jahr. Er habe nach der Flut nicht beten können. "Es ging einfach nicht", sagte er. "Ich hatte keine Worte mehr." Gebetsworte wie "dein Wille geschehe" seien ihm nicht über die Lippen gekommen. "Das Helfen war unser Gebet", betonte er. In diesem Sinne sei im Ahrtal so viel gebetet worden wie noch nie.
Dank an Tausende Helfer
Der Seelsorger dankte den tausenden freiwilligen Helfern für ihren Einsatz und würdigte die große Hilfsbereitschaft in der Region. Die Helfer seien das größte Glück in der Katastrophe, unterstrich der Theologe. Im ganzen Land sei zudem gebetet und Fürbitten gehalten worden. Der Pfarrer bat Gott um den Segen für die Menschen, die wieder in ihre Wohnungen zurückkehrten. Es habe lange gedauert, längst sei noch nicht alles fertig.
Helfen, bei den Menschen sein, für einander einstehen, zusammenhalten - "das ist Gebet", sagte Meyrer, in der von der Flut stark beschädigten Kirche St. Laurentius. Er sei sicher, dass dies im Sinne Gottes sei, auch wenn "sein Lob in diesen Wochen nicht so erklungen ist, wie sonst".
"Ein Bild für unsere Zeit"
Die nach den Flutschäden im Wiederaufbau befindliche Kirche sei auch "ein Bild für unsere Zeit", sagte Meyrer. Vieles sei vorläufig, im Rohbau. "Wir müssen uns mit Unfertigkeiten und dem Abschied von Liebgewordenen abfinden." Die Kirchenbänke seien beim Schreiner, Licht habe herbeigeschafft werden müssen, die Orgel habe keinen Strom. "Und wir feiern in genau dieser Vorläufigkeit hier Gottesdienst."
Vor einem Jahr richteten verheerende Unwetter am 14. und 15. Juli große Zerstörungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen an. Tausende Häuser und weite Teile der Infrastruktur wurden zerstört und beschädigt, mehr als 180 Menschen starben, 134 im Ahrtal.