Festakt in Augsburg mit Flüchtlingsbischof Reinhard Hauke

65 Jahre Aussiedlerseelsorge

Mit einem Gottesdienst und einem Festakt ist am Sonntag in Augsburg das 65-jährige Bestehen der katholischen Aussiedlerseelsorge für Deutsche aus Russland, Kasachstan und anderen Republiken der ehemaligen Sowjetunion gefeiert worden.

Weihbischof Reinhard Hauke / © Dominik Wolf (KNA)
Weihbischof Reinhard Hauke / © Dominik Wolf ( KNA )

Die Innerlichkeit und das Nachsinnen, das die katholischen Deutschen aus diesen Ländern mitgebracht hätten, seien ein "großer Schatz" für die Menschen hier in Deutschland, sagte der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke. Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Flüchtlings-, Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge dankte zugleich den früheren Aussiedlern, die "als Brückenbauer mittlerweile jenen helfen, die jetzt nach Deutschland kommen".



Beim anschließenden Festakt erinnerte der Augsburger Domdekan Dietmar Bernt daran, dass seit 1950 etwa drei Millionen Spätaussiedler aus den ehemaligen Sowjetrepubliken in die Bundesrepublik eingewandert seien. Bis zum Fall des Eisernen Vorhangs seien es jährlich kleinere Kontingente an Aussiedlern gewesen, danach hätten noch deutlich mehr Personen die Ausreise beantragt, oft mit nichtdeutschen Ehepartnern. Bei insgesamt etwa einem Fünftel habe es sich um Katholiken gehandelt. Dabei habe die Mehrzahl aufgrund der politischen Umstände der Kirche eher fern gestanden, ohne sie aber abzulehnen, so der Domdekan.



Auftakt nach dem Zweiten Weltkrieg

Der Zustrom der Aussiedler sei für das pastorale Handeln der Kirche eine Chance gewesen, sagte Bernt. Leider sei diese nicht immer erkannt worden. Die meisten Aussiedler hätten mittlerweile Wohnung und Arbeit gefunden, nun sollte dafür gesorgt werden, dass sie eine Heimat in der Kirche finden. Die Pfarreien seien meist zwar offen gewesen, hätten den Aussiedlern aber nicht nachlaufen wollen, kritisierte der Domdekan. Dagegen seien Sekten und Freikirchen in diesem Punkt wesentlich aktiver gewesen. Sie hätten Hausbesuche gemacht, Hilfen angeboten und ihre Seelsorger zum Teil in russischer Sprache geschult. In katholischen Pfarrgemeinden habe es dies nur vereinzelt gegeben.



Die Aussiedlerseelsorge begann 1946 mit dem Wirken von Prälat Nikolaus Pieger, der sich nach seiner Heimkehr aus der Gefangenschaft um die Russlanddeutschen in der Bundesrepublik kümmerte. Die Deutsche Bischofskonferenz richtete 1977 eine eigene Seelsorgestelle ein. Von den 2,7 Millionen Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion sind etwa 25 Prozent Katholiken. Die katholische Aussiedlerseelsorge widmet sich jedoch allen Aussiedlern, unabhängig von ihrer Konfession.

Quelle:
KNA