Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sieht in Misereor ein "Markenzeichen für Mitmenschlichkeit und Solidarität".
Rüttgers forderte in einem Grußwort eine Reform der Weltwirtschaftsordnung. Angesichts weltweiter Armut seien überzeugende Strategien zur Umsetzung rechtsstaatlicher Strukturen, zur Durchsetzung von Menschenrechten, zur wirksamen Bekämpfung von Korruption und zur Entwicklung leistungsfähiger Verwaltungen nötig. Auch müsse die Entwicklungszusammenarbeit gestärkt werden.
"Tropfen auf den heißen Stein"
Erzbischof Zollitsch betonte in seiner Festrede die Gegenseitigkeit der Hilfe: In der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Ortskirchen der südlichen Hemisphäre seien die Menschen im Norden nicht nur Gebende, sondern immer auch Empfangende. Von den Kirchen des Südens gingen starke Impulse aus, die auch Deutschland und Europa inspirierten.
Angesichts der globalen Missstände seien alle Bemühungen um eine gerechtere Welt ein Tropfen auf den heißen Stein, mahnte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Als Interessenvertretung für die Armen bleibe die entwicklungspolitische Bildungs-, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit Misereors unverzichtbar. Das Hilfswerk müsse gelegentlich auch politische Konflikte eingehen, sagte Zollitsch und zitierte den Misereor-Gründer Kardinal Frings: "Vom Evangelium muss darum denen ins Gewissen geredet werden, die die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse bestimmen."
Gleichzeitig lobte der Erzbischof die enge Kooperation mit den evangelischen Hilfswerken "Brot für die Welt" und "Evangelischer Entwicklungsdienst". Diese ökumenische Zusammenarbeit sei heute gar nicht mehr wegzudenken. Sie bilde einen Grundpfeiler in der entwicklungspolitischen Szenerie Deutschlands und sei verzichtbar, um den Interessen der Armen in der Politik Gehör zu verschaffen.
Knapp 5,5 Milliarden Euro an Spenden gesammelt
Misereor hat nach eigenen Angaben in seiner 50-jährigen Geschichte knapp 5,5 Milliarden Euro an Spenden gesammelt. Damit konnten nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe etwa 95.000 Entwicklungsprojekte in Afrika, Lateinamerika und Asien unterstützt werden.
Die Gründung des Hilfswerks im Jahre 1958 geht auf den damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, den Kölner Kardinal Joseph Frings, zurück. Die erste Sammlung im Frühjahr 1959 ergab umgerechnet rund 15 Millionen Euro. Das in der Höhe nicht erwartete Ergebnis bewog die Bischöfe, Misereor zu einer dauerhaften Einrichtung mit Sitz in Aachen zu machen. Heute erreichen jährlich 6.000 Projektanfragen die Geschäftsstelle. Rund 300 Mitarbeiter prüfen die Anfragen. Etwa 2.500 Organisationen wie Kleinbauern- und Landlosen-Bewegungen, Kreditgenossenschaften und Frauengewerkschaften bauen mit der Misereor-Hilfe unter anderem Krankenstationen und Bildungseinrichtungen auf oder schaffen Vermarktungsstrukturen für örtliche Produkte.
Festakt zum 50-jährigen Bestehen des katholischen Hilfswerks Misereor - Zollitsch, Sayer, Mussinghoff, Rüttgers in domradio-Video-Interviews
Entwicklungspolitik ist unverzichtbar
Vertreter aus Kirche und Politik haben am Sonntag in Aachen die Arbeit des katholischen Hilfswerks Misereor gewürdigt. Die Entwicklungspolitik und die damit verbundenen Hilfen seien unverzichtbar, sagte der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, in einem Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Organisation. - Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und andere Würdigungen in domradio-Video-Interviews.
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