Finanzberater: Souveränes Finanzministerium ist angemessen für Weltkirche

Lob für den klugen Verwalter

Ein Paukenschlag war die Ankündigung des neuen Finanzministeriums. Warum es sinnvoll ist, dass der Vatikan seine Finanzen selbst organisiert, erklärt Finanzberater Winfried Hinzen im domradio.

Schweizer Gardisten (KNA)
Schweizer Gardisten / ( KNA )

"Die Weltkirche ist eine Organisation, die sich, weiß Gott nicht, auf Italien beschränkt und da finde ich es schon richtig und verantwortungsvoll, wenn man sich selbst gut organisiert", sagte Winfried Hinzen am Dienstag im domradio-Interview. Voraussetzung dafür sei jedoch die Einhaltung internationaler Qualitätsstandards. Doch die von Papst Franziskus ernannten Kardinäle Pell und Marx stünden sicherlich "ob ihrer ganzen Herkunft" für diese Standards.

Im Vorfeld der jüngsten Entscheidung von Franziskus war auch die Rede davon gewesen, dass der Vatikan seine Finanzgeschäfte unter die Aufsicht der Zentralbank Italiens stellt. Als souveräner Staat sei das jedoch keine gute Lösung gewesen, bewertete Hinzen. Er zeigte sich überrascht darüber, wie zügig derzeit Reformen im Vatikan angegangen werden. Winfried Hinzen ist Finanzberater und ehemaliger Vorstand der kirchlichen Pax-Bank.

Papst Franziskus hatte überraschend am Montag erste große Reformen des vatikanischen Wirtschaftssektors vorgenommen. Er führte eine neue Aufsichtsbehörde für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Vatikans ein, eine Art Finanzministerium. Mit der Leitung der neuen Behörde beauftragte der Papst den australischen Kardinal George Pell. Er soll einem 15-köpfigen Wirtschaftsrat berichten, der aus acht Kardinälen und sieben externen Finanzexperten besteht. Zu den Kardinälen gehört der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx.

Marx: Das Thema Vatikanbank müssen wir irgendwann abräumen

Die neue Behörde solle laut Marx auch die Aktivitäten der umstrittenen Vatikanbank unter die Lupe nehmen. "Das Thema müssen wir irgendwann einmal abräumen", sagte er am Dienstag vor Journalisten. Von organisatorischen Veränderungen bis hin zur Auflösung der Bank werde alles geprüft.

Auch Vatikansprecher Federico Lombardi betonte, dass der Umgang mit der Vatikanbank IOR noch nicht geklärt sei. "Das "Institut für die religiösen Werke " (IOR) bleibt weiter ein Objekt der Analyse und der Reflektion, es wurde von dieser Reorganisation nicht berührt", erklärte Lombardi im Interview mit Radio Vatikan. "Es ist ein kleiner Dübel in einer sehr viel breiteren Realität.“ Laut Kardinal Marx solle die Vatikanbank IOR keinen Anlass mehr dafür geben, dass es die Reputation des Heiligen Stuhls beschädigen könne. Eigentliche Bank des Vatikan werde künftig die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (APSA) sein.

Budgetüberwachung und Compliance

Der Vatikan war in der Vergangenheit aufgrund von Finanzaktivitäten immer wieder in Kritik geraten. Im Fokus stand dabei die Vatikanbank IOR. "Wir hatten schlimme Fälle von Korruption, die Zusammenarbeit mit mafiösen Strukturen", erinnerte Finanzberater Hinzen. Einzelpersonen hätten die Bank für kriminelle Zwecke missbraucht. Das neue Ministerium solle vorallem das Budget überwachen und auf das Verhaltensstandards der Mitarbeiter achten. "Da setzt man heute auf Transparenz, da setzt man heute auf internationale Standards und wie ich meine hier in einer sehr klugen Weise", so Hinzen.

Papst Franziskus hatte die neue Aufsichtsbehörde mit einem Motu Proprio eingeführt. Der päpstliche Erlass trägt den Titel "Fidelis dispensator et prudens" ("Der treue und kluge Verwalter"). Damit machte er klar, dass die Kirche als treuer und kluger Verwalter eine Verantwortung für die Bewahrung ihrer Güter hat, gerade mit Blick auf ihre besondere Mission für die Armen.


Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )
Quelle:
DR , rv , KNA , dpa