Flüchtlinge übernachten im erzbischöflichen Generalvikariat

Schlafsaal statt Konferenzraum

Jeden Tag treffen in Köln weitere Flüchtlinge ein - unter anderem am Hauptbahnhof. In der kommenden Nacht übernachten ankommende Flüchtlinge im Generalvikariat des Erzbistums. Wie es dazu kam, erzählt eine Ehrenamtliche im domradio.de-Gespräch.

Flüchtlinge an der Drehscheibe am Kölner Flughafen / © Federico Gambarini (dpa)
Flüchtlinge an der Drehscheibe am Kölner Flughafen / © Federico Gambarini ( dpa )

domradio.de: Sie werden heute Abend wieder am Kölner Hauptbahnhof am Gleis stehen und Flüchtlinge empfangen, die auf eigene Faust von der Drehscheibe am Flughafen weitergereist sind. Für heute Nacht haben Sie eine besondere Notunterkunft aufgetan - und zwar über das Erzbistum Köln. Wo genau werden die Menschen übernachten?

Tanja Schmieder (Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe am Kölner Hauptbahnhof): Im erzbischöflichen Generalvikariat in der Nähe des Hauptbahnhofs. Es war uns sehr wichtig, dass wir bei der Kälte mit den Menschen nicht noch kilometerweit laufen müssen. Das ist eine tolle Möglichkeit für uns, um gerade Familien mit Kindern in einem geschützen Raum versorgen zu können. Sonst mussten wir das immer am Hauptbahnhof machen. Das hat natürlich dazu geführt, dass die Menschen irgendwann auf dem Boden eingeschlafen sind.

domradio.de: Das Generalvikariat ist aber so etwas wie die Verwaltung des Erzbistums. Das heißt, es ist ein reines Bürogebäude. Wie kann das funktionieren?

Schmieder: Eigentlich funktioniert es ganz gut. Es gibt verschiedene Konferenzräume in unterschiedlichen Größen. Da sind Stühle und Tische aufgebaut. Wir werden da heute Nachmittag schon hinfahren und alles für die Flüchtlinge herrichten. Wir werden Essen und Wasser hinbringen.

domradio.de: Die Unterbringung im Generalvikariat ist ein Modellversuch jetzt erst einmal für eine Nacht. Im Dezember gab es das schon einmal. Was glauben Sie, wie das weitergehen wird?

Schmieder: Wir hoffen natürlich, dass es weitergehen kann. Gerade jetzt, wo es draußen wirklich kalt wird, ist es umso wichtiger, dass Familien mit Kindern irgendwo unterkommen. Es ist natürlich auch so, dass der Hauptbahnhof ein heißes Pflaster und auch für Flüchtlinge, die sich dort nachts aufhalten, nicht ganz ungefährlich ist. Deshalb ist es jetzt umso wichtiger, dass wir von Zeit zu Zeit im Generalvikariat unterkommen. Das Generalvikariat ist auch bereit, uns weiterzuhelfen.

domradio.de: Sie leiten schon seit September ehrenamtliche Hilfe für ankommende Flüchtlinge. In welchem Zustand kommen diese Menschen hier an?

Schmieder: Die Menschen kommen in einem sehr schlechten Zustand an. Sie kommen mit dem Zug aus Passau. Gerade Kinder sind immer häufiger krank, wenn sie bei uns ankommen. Das liegt aber auch an den Temperaturen. Die Schuhe sind durchgelatscht und kaputt, meist auch nass. Manchmal kommen auch noch Menschen an, die nur Flipflops anhaben und keine Winterjacke.

domradio.de: Können Sie noch weiterhin Sachspenden gebrauchen?

Schmieder: Ja, in einem begrenzten Rahmen. Sachen, die wir immer brauchen, sind Männerjacken in den Größen S und M und Männerhosen in den Größen 28 bis 31. Das fehlt uns enorm. Und natürlich Schuhe. Da ist immer einer hoher Bedarf.

domradio.de: Wie sieht es mit helfenden Händen aus?

Schmieder: Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir viele Helfer haben, die immer wieder gerne zu uns kommen. Natürlich sind wir immer froh über jeden Neuen, der zu uns stößt.

domradio.de: Was halten Sie von Obergrenzen für Flüchtlinge, über die ja in den letzten Tagen auch wieder diskutiert wird?

Schmieder: Ich denke, wir sind ein reiches Land und haben genug Platz und Möglichkeiten. Wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt, haben wir noch Platz für weitere Flüchtlinge, die wir versorgen können.

Das Gespräch führte Verena Tröster.


Quelle:
DR