Fluglinie entschuldigt sich bei jüdischen Passagieren

"Intensive Aufarbeitung"

Nach Antisemitismusvorwürfen hat die Lufthansa den jüdischen Gästen eines Fluges offiziell eine Entschuldigung ausgesprochen. Die Airline hatte in Frankfurt einer Gruppe strengreligiöser Juden den Weiterflug nach Budapest verweigert.

Ein jüdischer Mann trägt einen blauen Kippah mit einem Davidstern / © Nelson Antoine (shutterstock)
Ein jüdischer Mann trägt einen blauen Kippah mit einem Davidstern / © Nelson Antoine ( shutterstock )

"Lufthansa bedauert die Umstände der Entscheidung, Passagiere vom Flug LH 1334 am 4. Mai auszuschließen. Lufthansa entschuldigt sich ausdrücklich bei den Gästen", twitterte das Unternehmen am Dienstagabend. Die Fluglinie nehme "den Vorfall sehr ernst und arbeitet intensiv weiter an der Aufarbeitung", hieß es. 

Antisemitismus

Antisemitismus nennt man die offen propagierte Abneigung und Feindschaft gegenüber Juden als Volksgruppe oder als Religionsgemeinschaft. Der Begriff wird seit dem 19. Jahrhundert gebraucht, oft als Synonym für eine allgemeine Judenfeindlichkeit. Im Mittelalter wurden Juden für den Kreuzestod Jesu verantwortlich gemacht und als "Gottesmörder" beschuldigt. Während der Kreuzzüge entlud sich die Feindschaft in mörderischen Ausschreitungen, Vertreibungen und Zwangsbekehrungen.

Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler (dpa)
Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler ( dpa )

Die Airline hatte am vergangenen Mittwoch in Frankfurt einer Gruppe strengreligiöser Juden den Weiterflug von New York nach Budapest verweigert, weil sie gegen die Maskenpflicht verstoßen hätten. Nun erklärte das Unternehmen, man bedauere, dass der "größeren Gruppe die Weiterreise nicht ermöglicht wurde, anstatt diese Entscheidung auf einzelne Personen zu beschränken". Man wolle zudem auf die Passagiere zugehen, um das eigene Vorgehen in solchen Situationen verbessern zu können. "Wir entschuldigen uns bei allen Gästen nicht nur dafür, dass sie nicht reisen konnten, sondern dass ihre persönlichen Gefühle verletzt wurden", hieß es.

130 Passagiere betroffen

Die Gruppe hatte Lufthansa nach einem Bericht der jüdischen Nachrichtenagentur "JTA" wegen des Vorfalls zu einer Entschuldigung wegen Antisemitismus aufgefordert. Betroffen waren demnach rund 130 jüdisch-orthodoxe Passagiere. Gegen sie sei ein Weiterflugverbot ausgesprochen und durch Beamte der Bundespolizei durchgesetzt worden. Ferner soll ihnen untersagt worden sein, für 24 Stunden ein neues Ticket nach Budapest zu kaufen. Sie waren auf einer jährlichen Pilgerfahrt zum Grab des als wundertätig verehrten Rabbiner Jeschaja Steiner in einem Dorf in Ungarn.

Wie das jüdische Wochenmagazin "Tachles" (Mittwoch online) berichtet, habe die Erklärung der Lufthansa "die Wogen keineswegs glätten" können. So teilte der New Yorker Gliedstaats-Parlamentarier Simcha Eichenstein demnach auf Twitter mit, die Entschuldigung sei das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt worden sei. Lufthansa sei "nicht gegen `eine große Gruppe', sondern individuelle, chassidische Juden vorgegangen, die nichts miteinander gemein gehabt" hätten außer ihrer Religion derentwegen sie nun "so offensichtlich diskriminiert" worden seien.

Kritik an "Kollektivstrafe"

Laut "Tachles" wurde der Maskenzwang auf dem Flug nicht in allen Bereichen scharf kontrolliert und durchgesetzt. Anscheinend habe das Personal auch nicht die Namen der betreffenden Fluggäste festgehalten und womöglich deshalb zu einer "Kollektivstrafe" gegriffen.

 

Quelle:
KNA