Freya von Moltke war Kölnerin, die zusammen mit ihrem Mann dem NS-Widerstand angehörte. Jetzt liegt der Bezirksvertretung Innenstadt der Antrag eines Bürgers vor, den Bahnhofsvorplatz in "Freya-von-Moltke-Platz" umzubenennen. Anlass für uns, mit Hannelore Bartscherer zu sprechen, die sich schon seit Jahren mit dem Förderkeis "Freya von Moltke" für eine Platzumbenennung einsetzt.
domradio.de: Freya von Moltke hat im Gegensatz zu ihrem Mann den Krieg überlebt. Sie ist nach Südafrika und später in die USA ausgewandert. Was ist so wichtig an der Erinnerung an Freya von Moltke für Sie?
Hannelore Bartscherer (Sprecherin des Förderkreises "Freya von Moltke"): Da gibt es mehrere Aspekte. Zuallererst waren Frauen im Widerstand in der Nazi-Zeit selten. Zusammen mit ihrem Mann und dem Kreisauer Kreis ist Freya von Moltke ein exemplarisches Beispiel dafür. Zweitens hat sie Zeit ihres Lebens ihren eigenen Weg gesucht, ist diesen eigenen Weg gegangen und hat zu ihrer eigenen Überzeugung gestanden, auch gegen Widerstände. Freya von Moltke hat sich immer gegen Rassismus und Ausgrenzung gewehrt. Mit diesem mutigen Eintreten für ein Leben, in dem sie leben wollte, ist sie meiner Meinung nach ein Beispiel, das auch heute noch eine wichtige Aussage hat. Wir leben in schwierigen Zeiten, in denen Ausgrenzung, Hass und Gewalt wieder zum Vorschein kommen. Das darf nicht sein.
domradio.de: Warum wollen Sie gerade den Bahnhofsvorplatz umbenennen?
Bartscherer: Das Deichmannhaus am Bahnhofsvorplatz war das Elternhaus der Freya Deichmann, Verheiratete von Moltke. An diesem Haus gibt es auch eine Glasstele, an der alle wesentlichen Informationen aufgelistet sind. Und an dieser wirklich prominenten aber auch deutlichen Stelle mit einem historischen Bezug stünde es Köln gut an, eine Platzumbenennung vorzunehmen. Außerdem ist der Bahnhofsvorplatz seit Jahrzehnten - ich sag das jetzt mal als alte Kölnerin: Unser Platz. Aber warum dem nicht einen neuen Akzent geben? Es bleibt ja der Bahnhofsvorplatz.
domradio.de: Gegner der Umbenennung argumentieren damit, dass das Ganze sehr teuer werden könnte - vor allen Dingen für diejenigen, die am Platz wohnen und jetzt beispielsweise Visitenkarten und Briefbögen neu drucken lassen müssen.
Bartscherer: Die Argumente stimmen, dass das teuer wird. Aber andererseits können wir uns auch fragen: Ist es uns das nicht wert? Denn mit jedem Briefbogen, der den Freya-von-Moltke-Platz auflistet, wird ja auch etwas erinnert. Also hätte jeder einen Teil daran.
domradio.de: Wie hoch schätzen Sie die Chancen ein, dass die Umbenennung klappt?
Bartscherer: Das ist für mich sehr schwer einzuschätzen. Wir haben das vor Jahren schon mal probiert. Da wurde abgewinkt und gesagt, die Chancen seien sehr gering und das Projekt sei sehr langwierig. Vielleicht sind jetzt in Köln politisch gesehen die Chancen gegeben, einer Umbenennung näher zu treten. Am 29. März hätte Freya von Moltke 106. Geburtstag. Da wird auf dem Melaten-Friedhof für sie eine Gedenktafel enthüllt. Ich weiß nicht, ob eine Umbenennung so schnell geht, aber es wäre natürlich ein tolles Zeichen, wenn irgendwann im Laufe diesen Jahres ein nächster Akzent gesetzt werden könnte und zumindest beschlossen wird, den Platz umzubenennen.
Das Interview führte Silvia Ochlast.