Forderung nach Reisefreiheit für Schiffspersonal

 (DR)

Zum Internationalen Tag der Seefahrer am Donnerstag fordert der Hamburger Seemannsdiakon Jan Oltmanns eine politische Lösung für Seeleute, die seit Monaten ihre Schiffe nicht verlassen dürfen. "Es würde den Politikern der Freien Hansestadt Hamburg und der Bundesregierung gut zu Gesicht stehen, wenn sie auf die Herkunftsländer der Seeleute einwirken würden, vor allem auf Indien und die Philippinen", sagte er am Mittwoch im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Für die Besatzungen müssten dringend Ausnahmen von den aufgrund der Corona-Pandemie verhängten internationalen Reisebeschränkungen ermöglicht werden, so der Leiter des internationalen Seemannsclubs "Duckdalben" im Hamburger Hafen.

Weltweit sitze eine Viertelmillion Seeleute auf ihren Schiffen fest. Zum Teil seien sie inzwischen seit über zwölf Monaten an Bord und hätten keine Aussicht auf einen baldigen Crew-Wechsel. "Die Situation ist dramatisch. Das ist schlimmer als Gefängnis", sagte Oltmanns. Die Perspektivlosigkeit habe bereits zu Suiziden geführt, etwa auch auf einem Kreuzfahrtschiff, das im Hamburger Hafen vor Anker liege.

Seeleute seien in der Regel sehr gut medizinisch untersucht und hätten sich in den vergangen Wochen kaum mit dem Coronavirus infizieren können, weil sie nur unter sich gewesen seien, betonte der Seemannsdiakon. "Auch denen, die zuhause sitzen und darauf warten, auf die Schiffe zu kommen, muss die Möglichkeit gegeben werden, wieder Geld zu verdienen."

In den Häfen gebe es mittlerweile erste Lockerungen, berichtete Oltmanns weiter. Dort durften die Seeleute bis vor Kurzem wegen behördlicher Auflagen ihre Schiffe nicht verlassen. In Hamburg könnten sie seit dem 2. Juni wieder in den Seemannsclub kommen. Seit dem 19. Juni dürften Crews, die aus einem Hafen in der EU kommen, auch wieder an Land gehen. (KNA/Stand: 24.06.2020)