Damit geht der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, über eine Weisung der Deutschen Bischofskonferenz vom vergangenen Juni hinaus, die kirchlichen Mitarbeitern eine Mitarbeit bei Donum Vitae untersagt hatte. In dem Brief schreibt Levada: "Die Entscheidung von Papst Johannes Paul II., den zweideutigen Beratungsschein nicht mehr auszustellen, gilt nämlich für alle Glieder der Kirche."
Vatikan-Schreiben als Mahnung
Der Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke sieht das jüngste Vatikan-Schreiben zur Schwangerenhilfsorganisation Donum Vitae als "Einschärfung" für die deutschen Bischöfe. Sie hätten den "Ausstiegsbefehl" des Papstes von 1999 aus kirchenrechtlicher Sicht immer noch nicht hinreichend durchgesetzt, sagte Lüdecke der Katholischen Nachrichten-Agentur in Bonn.
Die Erklärung der Bischöfe aus dem vergangenen Jahr verbiete nur kirchlichen Mitarbeitern jede Mitwirkung bei Donum Vitae, erläuterte der Professor der Universität Bonn. Verantwortlich in Räten und Verbänden tätige Katholiken würden lediglich gebeten, keine leitenden Aufgaben bei Donum Vitae zu übernehmen. Diese Unterscheidung sei kirchenrechtlich nicht nachzuvollziehen, so Lüdecke. Das Verbot gelte "ungestuft" für jeden Katholiken.
Überzeugungsarbeit gefordert
Danach werden die deutschen Bischöfe dazu aufgefordert, "klug und entschieden" darauf hinzuwirken, dass nicht nur kirchliche Angestellte von einer leitenden Mitarbeit bei dem Verein absehen, sondern alle aktiven Gläubigen "auf jegliche Form der Unterstützung verzichten".
Die Bischöfe werden aufgefordert, in diesem Sinn Überzeugungsarbeit bei Vertretern der kirchlichen Organisationen sowie bei katholischen Politikern zu leisten. Zahlreiche Politiker wie Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), Parlamentsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) und Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) unterstützen die Organisation.
Thierse wartet auf "Einwirkung deutscher Bischöfe"
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse sieht in dem bislang bekannt gewordenen Auszügen des vatikanischen Schreibens kein inhaltlich neues Argument. Deshalb gebe es auch für katholische Laien, "die ihrem Gewissen folgend Donum Vitae unterstützen, keinen Grund, ihrerseits ihre Auffassung zu verändern", sagte Thierse auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
"Es bleibt dabei, Donum Vitae dient mehr dem Schutz ungeborenen Lebens als jedweder 'Ausstiegsbefehl'", sagte der SPD-Politiker.
Thierse erinnerte auch an seinen Rombesuch in der vergangenen Woche. Er habe mit einer Reihe von Kardinälen und Bischöfen gesprochen. Allerdings habe keiner von ihnen versucht, in dieser Frage auf ihn einzuwirken. Allerdings sei sie auch kein Gegenstand der Gespräche gewesen, "denn es gab Wichtigeres zu besprechen". "Ich warte nun auf die Einwirkung der Deutschen Bischöfe auf mich", so Thierse.
Donum Vitae: 1999 gegründet
Donum Vitae (Geschenk des Lebens) wurde 1999 von katholischen Laien als Reaktion auf den Ausstieg der deutschen Bischöfe aus dem gesetzlichen System der Schwangerenberatung gegründet. Die Mitarbeiter des Vereins, der ungeborenes Leben schützen will, geben nach Schwangerschaftsberatungen einen Schein aus, der nach deutschem Recht den Zugang zur straflosen Abtreibung eröffnet.
Dieser Weg wurde von Papst Johannes Paul II. unmissverständlich abgelehnt, weil er das Zeugnis der Kirche für den Lebensschutz verdunkle.
Bereits im vergangenen Juni hatten sich die deutschen Bischöfe von Donum Vitae distanziert und festgelegt, dass kirchliche Angestellte nicht bei Donum Vitae mitarbeiten dürfen. Bei der Organisation handele es sich um eine Vereinigung außerhalb der katholischen Kirche.
"Spaltung innerhalb der Kirche verhindern"
Mit dem Deutschen Caritasverband und dem Sozialdienst katholicher Frauen seien keine institutionellen und personellen Kooperationen möglich. Die Bischöfe ersuchten zudem alle Katholiken, die in kirchlichen Gremien mitarbeiten, "zum Zwecke der größeren Klarheit des kirchlichen Zeugnisses auf eine leitende Mitarbeit in Donum Vitae zu verzichten".
In dem jetzt bekannt gewordenen Schreiben betont die Glaubenskongregation, dass Katholiken beispielsweise auch auf Spenden für den Verein verzichten sollten. Damit solle in der Frage der Schwangerenberatung eine Spaltung innerhalb der Kirche verhindert werden.
Abtreibungen in NRW zurückgegangen
Die Zahl der Abtreibungen in NRW ist im Jahr
2006 zurückgegangen. Mit 24.967 lag sie um 1,2 Prozent niedriger als im Vorjahr (25.271), wie das Landesamt für Statistik am Montag in Düsseldorf mitteilte.
Bei Minderjährigen sank die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche innerhalb des Zeitraums von 1.487 auf 1.351; das ist ein Rückgang um 9 Prozent. Fast alle Schwangeren (97 Prozent) hatten laut Angaben zuvor die gesetzlich vorgeschriebene Beratung erhalten. 699 Frauen erhielten eine medizinische, 3 eine kriminologische Indikation für den Abbruch.
Forderung: Stärkere Abgrenzung von Schwangerenhilfe "Donum Vitae"
Vatikan drängt deutsche Kirche
Der Vatikan drängt nach einem Zeitungsbericht die deutsche Kirche auf eine stärkere Abgrenzung von der Schwangerenhilfsorganisation Donum Vitae. Laut der in Würzburg erscheinenden Zeitung "Tagespost" liegt ein entsprechendes Schreiben der Glaubenskongregation vor. Demnach sollen die deutschen Bischöfe "auf jegliche Form der Unterstützung verzichten".
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