In einigen wenigen Kulturen gibt es sie noch, die Ehe zwischen mehr als zwei Personen. Im Alten Testament ist die Polygamie eine Realität. König Salomo soll 1.000 Frauen gehabt haben. Auch wenn diese Zahl eher symbolisch zu bewerten ist, so ist die Mehrehe im Alten Testament ein Ausdruck von Ansehen und Macht sowie ein probates Mittel zu Bündnisschlüssen. Dazu kam aber noch die Sicherung von Nachkommen in einer Zeit, die unsere Sozial- und Sicherungssysteme noch nicht kannte. Wichtig war dabei, dass der Grundbesitz in der eigenen Sippe verblieb. "Wir haben ganz stark die Gesetzmäßigkeit, es bleibt alles im größeren Verband und darf nicht aus diesem Großfamilienverband in einen anderen wechseln", so Dr. Gunther Fleischer von der Erzbischöflichen Bibel- und Liturgieschule.
Eine prominente Geschichte für die Polygamie ist die von Abraham und seiner Frau Sara sowie der ägyptischen Magd Hagar im Buch Genesis. Sie zeigt aber auch, wie Gefühle und Empfindungen darunter leiden können. Viele Männer - wenngleich auch nacheinander - hatte hingegen Sara, die Tochter des Raguël im Buch Tobit. Doch diese starben alle jeweils in der Hochzeitsnacht. Mit göttlichem Beistand gelingt es Tobias, den bösen Dämon, der für den Tod der Männer verantwortlich ist, zu bändigen und Sara heimzuführen.
Eine Sonderform der Ehe kennt das Alte Testament, wenn ein Mann stirbt, seiner Frau aber keine Nachkommen hinterlassen hat. In einem solchen Fall springt der Bruder des Verstorbenen als Ehemann ein. Das erste Kind aus dieser Verbindung, das geboren wird, zählt dann als Kind des verstorbenen Mannes. Onan, der jüngere Bruder des Er, des Sohnes von Juda, weigert sich, diesen Dienst zu erweisen und lässt, so oft er zu seiner Schwägerin geht, "den Samen zur Erde fallen und verderben". Den jüngsten Sohn enthält Juda seiner Schwiegertochter jedoch vor. Durch eine List gelingt es ihr aber, die Nachfolge des Stammes Juda zu retten. Die bekannteste Geschichte einer Leviratsehe schreibt das Buch Rut.
Zu besprechende Texte:
- Gen 16,1-6
- Tob 7,10-14
- Gen 38,1-26
- Rut 4,1-12