Fragen und Antworten zu den sicheren Herkunftsstaaten

 (DR)

Was sind sichere Herkunftsstaaten?

Der Begriff sichere Herkunftsstaaten ist seit 1993 Teil des deutschen Asylrechts. Bei den im Paragraf 29 des Asylverfahrensgesetzes aufgelisteten Ländern nimmt der Gesetzgeber an, dass dort weder politische Verfolgung noch unmenschliche oder erniedrigende Bestrafung oder Behandlung stattfindet. Asylanträge von Menschen aus diesen Staaten werden in der Regel abgelehnt, solange die Betroffenen nicht glaubhaft nachweisen können, dass sie doch verfolgt werden. Die Einstufung ermöglicht den Behörden damit schnellere Verfahren und einfachere Regeln für eine zentrale Unterbringung.

Welche Länder gelten als sichere Herkunftsstaaten?

Die Liste der sicheren Herkunftsstaaten verändert sich immer wieder. Dazu gehören derzeit die Staaten der EU, die sechs Westbalkanstaaten Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Serbien, Montenegro, Albanien und Kosovo sowie Ghana und Senegal. Nach den Vorstellungen der Regierungskoalition sollen künftig auch Tunesien, Algerien und Marokko in die Liste aufgenommen werden.

Warum sollen auch die drei nordafrikanischen Staaten als sicher eingestuft werden?

Die Bundesregierung argumentiert, die Länder seien politisch stabil und hätten weitgehend funktionierende Verfassungen und Staatswesen. Asylanträge aus Nordafrika würden "zumeist aus asylfremden Motiven" gestellt. Dies gehe zulasten der tatsächlich Schutzbedürftigen. Schon jetzt werden Asylanträge aus dem Maghreb selten anerkannt. Im ersten Quartal 2016 lag die Quote bei 0,7 Prozent. Die Einordnung der drei nordafrikanischen Staaten als sichere Herkunftsländer ist damit auch als Signal an die dortigen Bürger gedacht, dass sie kaum mit Asyl rechnen können.

Welche Konsequenzen ergeben sich für die Flüchtlinge?

Die deutschen Behörden verzeichneten seit vergangenen Sommer einen deutlichen Anstieg von Asylbewerbern aus der Region. Bei den Erstregistrierungen gehörte Marokko im Dezember sogar zu den Top fünf unter den Herkunftsländern. Zuletzt gingen die Einreisen aber stark zurück. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kamen im Januar noch 3.356 Flüchtlinge aus dem Maghreb: Im Februar waren es noch 599 und im März 480. (kna/Stand 15.06.16)